Deshalb war die Zahl der ausgefallenen Arbeitstage mit 946.000 deutlich geringer als 2023, als 1,5 Millionen Arbeitstage ausgefallen waren. 2023 war laut WSI ein außergewöhnlich intensives Streikjahr mit vielen Arbeitskämpfen gewesen, in deren Mittelpunkt meist die Reallohnverluste infolge der hohen Inflation standen.
Auch "das Arbeitskampfjahr 2024 war weiterhin geprägt von dem Versuch der Gewerkschaften, die teils massiven Reallohnverluste während der Inflationskrise auszugleichen", erklärte das WSI. "Beschäftigte in Branchen, in denen Tarifverträge mit langen Laufzeiten galten, mussten sich gedulden, bis sie einen Ausgleich für die gestiegenen Lebenshaltungskosten aushandeln konnten." In der Bauwirtschaft etwa galt noch der Abschluss von 2021.
Zunehmend schlagen sich laut WSI aber auch "Transformationskonflikte" nieder. Prominenteste Beispiel seien die Auseinandersetzungen bei Volkswagen, wo das Management Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen angekündigt hatte; dies wurde nach Warnstreiks und langen Verhandlungen abgewendet.
Insgesamt nahmen 912.000 Menschen im vergangenen Jahr an Streiks teil, 55.000 mehr als im Vorjahr. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland laut WSI weiterhin im Mittelfeld. Hierzulande fielen demnach im mehrjährigen Mittel rund 21 Arbeitstage pro 1000 Beschäftigte aus - in Kanada waren es 108 Tage, in Belgien 107 oder in Frankreich 102 Tage.