Werbekampagne "Sei kein Mann": Berliner Stadtreinigung wirbt mit "männerfeindlichen" Sprüchen um Bewerberinnen

Eine BSR-Mitarbeiterin. Von ihr soll es noch viel mehr geben.
Eine BSR-Mitarbeiterin. Von ihr soll es noch viel mehr geben.
© Sophia Kembowski/ / Picture Alliance
Die Berliner Stadtreinigung wünscht sich mehr weibliche Bewerberinnen – und wirbt derzeit mit einer provokanten Kampagne um Auszubildende. Das findet nicht jeder gut.

In vielen Handwerksberufen werden Auszubildende dringend gesucht. Und es gibt nicht nur generell einen Mangel an qualifizierten Bewerber:innen, es gibt vor allem häufig einen Mangel an weiblichen Kandidatinnen. Das stört, man muss es so sagen, viele Handwerksbetriebe nicht, wo Frauen von Chefs und Kollegen mitunter immer noch als schwach und ungeeignet, als Exoten oder als Störfaktoren im männlich geprägten Umfeld angesehen werden. Zumindest bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) soll das jetzt aber anders werden.

Mit einer neuen Kampagne sucht man dort derzeit aktiv nach weiblichen Bewerberinnen auf Ausbildungsplätze. Unter anderem als Auszubildende:r für die Berufe Kfz-Mechatroniker:in oder Berufskraftfahrer:in kann man sich dort bewerben – auch und gerade, wenn man eine Frau ist. Was eine eigentlich rundum löbliche Aktion ist, sorgt dennoch aktuell für hitzige Diskussionen. Denn die Stellenanzeigen hat die BSR mit einem provokanten Slogan versehen: "Sei kein Mann!" Viele Menschen empfinden dies als Diskriminierung männlicher Mitarbeiter.

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BSR erhält reichlich Kritik für neuen Slogan

"Wird Zeit für ne Männervertretung! Abartig, wie gegen Männer 'geschossen' wird, um Frauen zu werben", kommentiert jemand wütend in den sozalen Medien. Andere Nutzer schreiben: "Was ist so verkehrt an Männern?", oder: "Diskriminierung ist keine Einbahnstraße." Der Slogan wird offensichtlich von vielen als unverhohlene Beleidigung gegenüber allen Männern verstanden. Doch die Kampagne hat auch Fans, die auf einen wichtigen Punkt hinweisen: Der Spruch "Sei ein Mann!" wurde jahrhundertelang als Aufforderung genutzt, wenn jemand Gefühle oder Schwäche zeigte – und das möglichst sofort unterlassen sollte. Alles, was "kein Mann" war, galt also als unerwünscht, weichlich und unangenehm. Und niemand hatte ein Problem damit, das so zu sagen.

Auf diesen Ausspruch also bezieht sich die BSR, und möchte mit dem provokanten Slogan zeigen, wie unangebracht diese traditionelle Einstellung heute ist – und immer schon war. Denn auch, wer "kein Mann" ist, kann stark und kollegial sein, tolle Arbeit leisten und jede Menge schaffen. Auch in handwerklichen Berufen. Man muss Bewerber:innen, die weiblich oder divers sind, allerdings erst einmal eine Chance geben und ihnen ein möglichst sexismus- und vorurteilsfreies Umfeld bieten, damit sie auch die Möglichkeit haben, das unter Beweis zu stellen. Wenn die BSR das auch über diese Kampagne hinaus will und kann, dann sei ihr der freche Slogan verziehen.

Quelle:  BVR"Berliner Zeitung"

wt / epp

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