"Mama, hol mich hier raus!" Niederländerin befreit ihre Tochter aus IS-Hochburg

Es klingt wie im Film: Eine junge Niederländerin verliebt sich in einen IS-Kämpfer, reist nach Syrien und schickt irgendwann einen Hilferuf. Die Mutter folgt ihr unter Lebensgefahr - und rettet sie.

Das Mädchen gilt als unauffällig. Ein ganz normaler Teenager eben. Aber wie viele andere Mädchen ihres Alters träumt auch Aicha, die damals noch nicht Aicha hieß, von einem Prinzen - und glaubt schließlich, ihn in einem IS-Kämpfer gefunden zu haben. Nachts sitzt sie vor dem Computer, schwärmt sich in eine eigene Welt hinein. Sie konvertiert zum Islam. Irgendwann steht sie, in eine Burka gehüllt, vor ihrer Mutter.

Die Mutter, Monique, erkennt die Gefahr. "Sie hat in ihm so etwas wie Robin Hood gesehen", sagt sie. Sie spricht mit der Polizei, die der Tochter den Pass abnimmt. Aufhalten kann sie das Mädchen nicht. Eines Tages im Februar ist Aicha verschwunden. Sie fährt im Zug in die Türkei, reist weiter nach Syrien und heiratet laut "Algemeen Dagblatt" den bekannten niederländisch-türkischen Islamisten Yilmaz. Die Anwältin der Familie erhält im April über WhatsApp eine vorerst letzte Nachricht: "Lieb von Euch, dass Ihr besorgt seid. Manchmal muss man tun, was man tun muss. Ich denke, dies ist das Richtige." Es dauert Monate, bis die Tochter im November endlich wieder von sich hören lässt, das zweite Lebenszeichen ist laut "Tagesschau" ein Hilferuf: "Mama, hol mich hier raus!"

Für Monique ist die Sache klar. Bereits im Oktober ist sie in die Türkei gereist, ohne Erfolg. Nun startet sie gegen den Rat der Polizei einen zweiten Versuch: Sie besorgt sich eine Burka und schafft es tatsächlich, nach Syrien zu kommen. Dort scheut sie keine Risiken, findet die Tochter - und flieht mit ihr in die Türkei. Nach wenigen Tagen fliegen die beiden zurück in die Heimat.

Am Mittwoch landeten sie in Amsterdam. Dort war es zwar für Aicha mit der Freiheit schnell wieder vorbei, das Mädchen wurde bei der Ankunft festgenommen, wie die BBC berichtet. Sie wird laut ihrer Anwältin verdächtigt, "strafbare Handlungen im Zusammenhang mit terroristischen Verbrechen" begangen zu haben. Wohl jedes Gefängnis ist aber wohl besser als das, aus dem Aicha floh.

Unklare Details

Einzelheiten der Flucht sind nicht bekannt, die heute 19-Jährige soll in Rakka gewesen und dort von der Mutter aufgespürt worden sein. "Es ist unklar, wie Monique es schaffte, in ein vom IS kontrolliertes Gebiet zu gelangen", schreibt das "Algemeen Dagblad". Eine Anwältin der Familie war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Nach Einschätzung des Geheimdienstes sind bislang insgesamt 130 Niederländer nach Syrien gereist, um sich dem Kampf der Miliz des Islamischen Staates (IS) anzuschließen. 30 von ihnen kehrten demnach zurück, 14 weitere wurden bei Gefechten getötet.

car

PRODUKTE & TIPPS