Nach den Blackberry-Handys droht nun auch Nutzern von Internet-Diensten wie Google und Skype in Indien mehr Kontrolle. Die Regierung werde sich jede Firma vornehmen, um Militante und Online-Spione von dem schnell wachsenden Mobilfunkmarkt fernzuhalten, sagte ein hochrangiger Vertreter der Behörde für Innere Sicherheit Reuters am Freitag. Dabei schloss er Anbieter wie die weltgrößte Suchmaschine Google und den Internet-Telefondienst Skype nicht aus. Branchenkreisen zufolge hat die Regierung auch hier vor allem den Service für Kurzmitteilungen im Visier.
Einer der beiden großen Branchenverbände für Internet-Anbieter bestätigte, dass die Regierung bereits Mitte Juli eine stärkere Kontrolle des Datenverkehrs bei Blackberrys nur als ersten Schritt verstanden habe. Bei einem Treffen mit Telekommunikationsbehörden hätten Regierungsvertreter auch massive Kritik an Skype und Google geäußert, sagte der Präsident des Verbandes, Rajesh Chharia, der "Financial Times". Der Zeitung zufolge richteten sich die Bedenken vor allem gegen die Kurzmitteilungsdienste der Anbieter. Skype gehört mehrheitlich einer Investorengruppe um Silver Lake und einem kanadischen Pensionsfonds. Die frühere Mutter eBay hat beim Verkauf im vergangenen Jahr aber noch Anteile behalten.
"Wo auch immer Bedenken aus Gründen der nationalen Sicherheit entstehen, will die Regierung Zugang haben", sagte der Behördenvertreter Reuters weiter. "Jedes Land hat das Recht, auf legalem Wege einzugreifen."
Indien hat dem Blackberry-Hersteller RIMeine Frist bis 31. August gesetzt, um Sicherheitsbedenken des Landes auszuräumen. Sollte der Smartphone-Hersteller bis dahin keine Lösung präsentiert haben, wird Regierungskreisen zufolge der Kurznachrichtendienst des Blackberry abgeschaltet.
RIM äußerte sich optimistisch, eine Einigung zu erzielen. Der kanadische Konzern bekräftigte, sein unter dem Namen Blackberry Enterprise Server vermarktetes IT-System für Unternehmenskunden werde nicht angetastet. Man sei aber bereit, seine Dienste für Privatkunden in Übereinstimmung mit den auch für die Konkurrenz geltenden Vorgaben zu öffnen.
Kreise: RIM geht auf indische Rergierung zu
Aus indischen Regierungskreisen verlautete, RIM habe den Behörden Zugang zu den Kurznachrichten- und E-Mail-Diensten zugesichert. In der kommenden Woche wolle RIM technische Systeme zur Verfügung stellen, die das Lesen verschlüsselter Daten unterstützten, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter. Es gehe sowohl um die Messenger- als auch um die E-Mail-Dienste für Unternehmen.
Die Verschlüsselung ist der Kern des Sicherheitssystems von Blackberry, das RIM bei Geschäftskunden einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Apple oder Nokia verschafft hat. Die Daten werden beim Absenden codiert und sind damit für andere unlesbar. Zugleich läuft der Datenverkehr über eigene RIM-Server in Kanada und Großbritannien und nicht wie bei anderen Anbietern über lokale Rechenzentren.
Neben Indien machen unter anderem Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate Sicherheitsbedenken gegen den freien Datenverkehr im Mobilfunk geltend. Terroristen könnten die Technik zur Vorbereitung von Anschlägen nutzen, warnen die Länder. Mit Saudi-Arabien hat RIM bereits einen Kompromiss erzielt. Die USA bezeichnen die Forderungen nach mehr Kontrolle des Datenverkehrs als Angriff auf die Informationsfreiheit.
RIM-Aktien gaben in Toronto 1,2 Prozent nach.