Zur Person: Wil Mirsajanow, 85, leitete zu Sowjetzeiten die Spionageabwehr im Moskauer Forschungsinstitut für Organische Chemie und Technologie, damals ein Tarnname für die Forschung an Chemiewaffen. Mirsajanow erhielt Einblick in Geheimprogramme, unter anderem in die Entwicklung des hochgiftigen Kampfstoffs Nowitschok.
Beflügelt von Perestroika und der Hoffnung auf ein Ende des Kalten Krieges packte der promovierte Chemiker Anfang der 90-er Jahre in einer Moskauer Zeitung aus: Damals sollten neue, extrem tödliche Gifte das internationale Verbot von Chemiewaffen unterlaufen. Sie hießen "Nowitschok", russisch für "Neuling". Mirsajanow wurde des Verrats angeklagt, freigesprochen und emigrierte 1995 in die USA.