Vor einem Jahr ist mit Alexej Nawalny ein Mann gestorben, der zu den entschiedensten und aktivsten Gegnern des russischen Präsidenten Wladimir Putin gehörte. Am 4. Juni 1976 westlich von Moskau geboren, studiert Nawalny zunächst Jura und Finanzen. Bekannt wird er später in der Opposition.
Seine politischen Anfänge macht er in der liberal-demokratischen Jabloko-Partei. Dort wird er später ausgeschlossen, weil er sich selbst als Nationalisten bezeichnet. Über die Grenzen Russlands hinaus erhält er ab 2011 Bekanntheit durch seine Organisation, die sich dem Kampf gegen Korruption widmet. Die Stiftung veröffentlicht 2021 auch das bekannte Video über Putins Reichtum und seine Villa.
Alexej Nawalny überlebt mehrere Giftanschläge
Im Laufe seines Lebens wird der Oppositionelle mehrfach verhaftet und angeklagt. Diese Anklagen sind es auch, die 2018 seine Präsidentschaftskandidatur in Russland verhindern. Die Zentrale Wahlkommission in Russland schließt Nawalny von der Wahl aus, was im Ausland scharf verurteilt wird.
Doch der Kremlkritiker wird auch persönlich angegriffen. 2017 wird er mit grüner Farbe, mutmaßlich mit Säure untermischt, im Gesicht attackiert. 2020 überlebt er die Vergiftung mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok nur knapp. Erst rettet ärztliches Personal in Sibirien sein Leben, dann wird er nach Deutschland ausgeflogen, wo er von den Ärzten der Berliner Charité aufgepäppelt wird. Für die Vorkommnisse machen Nawalny und sein Team den Kreml verantwortlich – der weist jegliche Beteiligung von sich.
Immer an Nawalnys Seite: seine Frau Julia Nawalnaja. 2000 heiraten die beiden und bekommen zwei Kinder, Daria und Zakhar. Nawalnaja ist es auch, die ihn 2021 auf seinem letzten Flug in Freiheit begleitet. Nach fünf Monaten der Genesung in Deutschland besteht Nawalny darauf, nach Russland zurückzukehren. Dort wird er noch am Flughafen in Moskau festgenommen – die anschließenden Proteste werden niedergeschlagen, Tausende werden verhaftet.
Die folgende Zeit im Straflager dürfte mit zu den schwersten seines Lebens gehört haben, die Lager nennt er später "freundliche Konzentrationslager". Mehrfach beklagt der Aktivist und Oppositionelle dort fehlende medizinische Hilfe, Schikane und sogar Folter.
Kremlkritiker im Gefängnis schikaniert
Während sein Team im Dezember 2023 eine Kampagne gegen Putin startet, verschwindet Nawalny von der Bildfläche. Der Zeitpunkt so kurz vor der russischen Wahl ist kein Zufall, glauben Beobachterinnen und Beobachter. Die Bundesregierung, die EU und die USA zeigen sich besorgt, weil der international als politischer Gefangene anerkannte Nawalny auch gesundheitlich angeschlagen ist. Wenige Wochen später taucht er wieder auf. Er hat seinen Humor nicht verloren, doch wirkt geschwächt.
Am 16. Februar 2024 ist klar: Entgegen dem öffentlich zur Schau getragenen Trotz hat er dieses Lager nicht überlebt. Bis heute leugnet der Kreml jegliche Verantwortung.
47 Jahre wurde Alexej Nawalny alt. Die Bilder seines Lebens zeigen ein Leben im Widerstand.
Quellen: AP, Britannica, "Zeit", mit Informationen der Nachrichtenagenturen
