Kremlkritiker Alexej Nawalny ist tot, das teilte die Verwaltung der Strafkolonie mit, in der der Oppositionelle einsaß. Nawalny wurde 47 Jahre alt.
Die ersten Reaktionen auf Nawalnys Tod fallen einhellig aus: Schuld daran habe die russische Regierung: "Alexej Nawalny hat für die Werte der Freiheit und der Demokratie gekämpft", schreibt EU-Ratspräsident Charles Michel auf X (früher Twitter). "Für seine Ideale hat er das höchste Opfer gebracht. Die EU macht das russische Regime allein für diesen tragischen Tod verantwortlich."
Olaf Scholz: Nawalny bezahlte seinen Mut mit dem Leben
Bundeskanzler Olaf Scholz nennt Nawalnys Ableben bedrückend. Dass Nawalny zurück nach Russland gegangen sei, sei sehr mutig gewesen. Nun habe er diesen Mut "mit dem Leben bezahlt", sagt Scholz. Man wisse jetzt genau, was in Moskau für ein Regime regiere. Russland sei "längst keine Demokratie mehr".
Alexej Nawalny – Bilder aus einem Leben im Widerstand

Der Tod des Regimekritikers Alexej Nawalny zeige die Brutalität des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagt US-Vizepräsidentin Kamala Harris auf der Münchener Sicherheitskonferenz. US-Außenminister Antony Blinken macht ebenfalls die russische Führung für das Schicksal von Nawalny verantwortlich. Dessen Tode belege die "Schwäche und Fäulnis" des von Präsident Wladimir Putin aufgebauten Systems, sagt er am Rande der Sicherheitskonferenz. "Wenn diese Berichte zutreffen, gilt unser Mitgefühl in erster Linie seiner Frau und seiner Familie", fügt er hinzu.
Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski hat den verstorbenen russischen Oppositionspolitiker gewürdigt. "Mein Herz gilt jetzt der Familie von Alexej Nawalny, der ein Held und Symbol für alle russischen Demokraten ist", zitiert ihn die staatliche Nachrichtenagentur PAP. Er sei in einem Prozess wegen falscher Anschuldigungen verurteilt worden. "Er wurde ins Gefängnis gesteckt, wo er unter schrecklichen Bedingungen lebte", sagte Sikorski. "Für all das ist Wladimir Putin verantwortlich."
"Bete, dass sich die Informationen über seinen Tod als unwahr erweisen"
"Wie kaum ein anderer war Alexej Nawalny Sinnbild für ein freies und demokratisches Russland", erklärt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) via X. "Genau deswegen musste er sterben. Meine Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern."
Der russische Oppositionspolitiker Boris Nadeschdin würdigt Alexej Nawalny. "Nawalny ist einer der talentiertesten und mutigsten Menschen Russlands", schreibt er auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram. Er bete, dass sich die Informationen über seinen Tod als unwahr erweisen würden. Nadeschdin kritisiert offen den Krieg Russlands gegen die Ukraine und wollte bei der Präsidentenwahl im März antreten. Dies verwehrte ihm die Wahlkommission.
Das russische Außenministerium hat westliche Anschuldigungen zum Tod des inhaftierten Regierungskritikers Alexej Nawalny als "selbstentlarvend" kritisiert. Obwohl die gerichtsmedizinischen Ergebnisse zu Nawalnys Tod noch nicht vorlägen, habe der Westen bereits seine eigenen Schlussfolgerungen gezogen, schreibt Außenamtssprecherin Maria Sacharowa auf Telegram. Auf welche Anschuldigungen sie sich genau bezog, erklärte sie zunächst nicht.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ist nach eigenen Worten "tief betroffen und beunruhigt" über die Berichte zum Tod des russischen Regierungsgegners. "Wir müssen alle Fakten klären", sagt Stoltenberg. Russland müsse alle Fragen zu den Todesumständen klären.
Putin müsse "für seine Verbrechen bezahlen"
Der britische Premierminister Rishi Sunak reagiert schockiert: "Das sind furchtbare Nachrichten", sagt Sunak. Als schärfster Verfechter der russischen Demokratie habe Nawalny sein ganzes Leben lang unglaublichen Mut bewiesen.
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj richtete scharfe Worte gegen Moskau. Russlands Präsident Wladimir Putin müsse "für seine Verbrechen bezahlen", forderte er bei einem Besuch in Berlin im Beisein von Olaf Scholz.
Auch Norwegen erhob schwere Vorwürfe gegen den Kreml. Die russische Regierung trage eine "starke Verantwortung" für den Tod Nawalnys, schrieb Außenminister Espen Barth Eide auf X.
Altkanzlerin Angela Merkel sagte der "Bild": "Die Nachricht vom Tode Alexei Nawalnys erfüllt mich mit großer Bestürzung. Er wurde Opfer der repressiven Staatsgewalt Russlands. Es ist furchtbar, dass mit ihm eine mutige, unerschrockene und sich für sein Land einsetzende Stimme mit fürchterlichen Methoden zum Verstummen gebracht wurde. Meine Gedanken sind bei seiner Frau, seinen Kindern, seinen Freunden und seinen Mitarbeitern.“
"Alexej Nawalny wurde vom Kreml brutal ermordet"
Nach Worten des lettischen Präsidenten Edgars Rinkevics habe die Regierung in Moskau den Oppositionsführer auf dem Gewissen. "Was auch immer Sie über Alexej Nawalny als Politiker denken, er wurde einfach vom Kreml brutal ermordet", schreibt er auf X. "Das ist eine Tatsache und etwas, das man über die wahre Natur des gegenwärtigen russischen Regimes wissen sollte." Sein Beileid gelte der Familie und den Freunden Nawalnys.
Der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow bezeichnet den Nawalnys Tod als "Mord". Er sei der Ansicht, dass die Haftbedingungen zu Nawalnys Ableben geführt hätten, sagt der Journalist zur Nachrichtenagentur Reuters.
Der französische Außenminister Stéphane Sejourne bedauert den Tod des Kreml-Kritikers. "Sein Widerstand gegen ein System der Unterdrückung hat ihn das Leben gekostet", erklärt Sejourne. "Sein Tod in einer Strafkolonie erinnert uns an die Realität des Regimes von Wladimir Putin."
Der ebenfalls kremlkritische Schachweltmeister Garry Kasparow schreibt auf X: "Putin hat vergeblich versucht, Nawalny schnell und heimlich mit Gift zu töten, nun hat er ihn langsam und öffentlich im Gefängnis umgebracht. Er wurde ermordet, weil er Putin und seine Mafia als das gezeigt hat, was sie sind: Gauner und Diebe. Meine Gedanken sind bei der Frau dieses mutigen Manns und den Kindern."