Wenn jemand stirbt, oder auch wenn ein Haustier verendet, stellen Kinder oft Fragen zu Sterben und Tod, auf die Erwachsene keine Antworten haben. Im Kasseler Museum für Sepulkralkultur (von lateinisch sepulcrum: Grab, Begräbnis) gibt es bis zum 4. Januar eine interaktive Ausstellung, die Kindern und Jugendlichen das Thema näher bringen will.
Früher seien die meisten Menschen zu Hause gestorben, sagt Museumsdirektor Reiner Sörries. So hätten sich Kinder und Jugendliche sehr frühzeitig mit dem Tod auseinander gesetzt. Heute gebe es sogar viele 30- oder 40-Jährige, die noch nie einen Toten gesehen hätten. Umso schwieriger werde es, wenn Kinder und Jugendliche Fragen nach dem Tod stellten.
Reise ins Jenseits mit garantierter Wiederkehr
Die vom Kinder- und Jugendfreizeitzentrum Wuhlheide Berlin konzipierte Ausstellung geht auf die Erfahrungswelt der jüngeren Besucher ein, um ihnen unterschiedliche Sterbe- und Trauerkulturen näher zu bringen. Die Besucher treten bei dem Ausstellungsbesuch eine Reise ins Jenseits an, allerdings mit garantierter Wiederkehr.
Bevor die 13 Rauminszenierungen betrachtet werden können, erhält jeder mit dem Bezahlen des Eintrittspreises einen Pass samt Visum fürs Jenseits ausgehändigt. Bereits am Eingang weisen zahlreiche Uhren auf die Vergänglichkeit des Lebens hin.
Im Kinoraum gibt es einen Film zu sehen, in dem Kinder erklären, was Sterben ist und wie sie sich das Leben nach dem Tod vorstellen. Ein Mädchen beispielsweise erklärt das Ableben mit den Worten: "Wenn man stirbt, wird man erst ganz schlaff und dann irgendwie ganz steif."
Rezepte für die Unsterblichkeit
In der Ausstellung können die Kinder und Jugendlichen aber auch selbst etwas gestalten. Im "Labor der Unsterblichkeit" kann man sich einen eigenen Unsterblichkeitstrank zusammenstellen, beispielsweise aus Kamille. Im "Unsterblichkeitsbuch" können die Besucher lesen, mit welchen Mitteln Menschen versucht haben, ihr Leben zu verlängern. Auf den freien Seiten können die Kinder eigene Rezepte in das Buch hineinschreiben.
Die Besucher erfahren auch, dass manche Menschen gestorben und trotzdem unsterblich sind. Bilder von Picasso, Bertha von Suttner oder Marilyn Monroe zeigen, dass diese Menschen und ihr Werk immer noch vielen in Erinnerung sind.
Tod und Trauer in anderen Kulturen
Schließlich wird auch gezeigt, wie man in anderen Kulturen mit dem Tod und der Trauer umgeht. Im "Reich des Osiris", des ägyptischen Gottes der Unterwelt und der Fruchtbarkeit, können die Kinder einen kleinen Stein-Skarabäus mit ihren Initialen erhalten, als Symbol für die Auferstehung.
Durch Darstellung und Erläuterung des mexikanischen Totenfestes erfahren die Besucher, dass die Mexikaner mit Musik, Tanz und gutem Essen auf den Friedhöfen feiern und an die Verstorbenen denken. "Die Toten sterben nur, wenn sie in unserem Herzen sterben", besagt ein mexikanisches Sprichwort.
Ausstellung ohne pädagogischen Zeigefinger
Die Ausstellung kommt ohne pädagogischen Zeigefinger aus. Sie regt dazu an, über das Thema Tod und Sterben zu sprechen und Ängste abzubauen. Vom 25. Januar bis 14. April 2004 wird die Ausstellung auch in Halle zu sehen sein.