Auszeichnung Friedensnobelpreis für Menschenrechtlerin Ebadi

Bekannt wurde sie als erste Richterin im Iran. Schirin Ebadi, vehemente Kämpferin für die Rechte von Frauen und Kindern, erhält den diesjährigen Friedensnobelpreis.

Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die iranische Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Schirin Ebadi. Das Nobelkomitee in Oslo würdigte am Freitag ihren Einsatz für Demokratie und Menschenrechte in ihrem Heimatland sowie für den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen. In ihrem Engagement insbesondere für Frauen und Kinder habe sich die 56-Jährige auch über Bedrohungen ihrer eigenen Person hinweggesetzt, erklärte das Komitee mit Blick auf Menschenrechtsverletzungen in Iran.

Schirin Ebadi habe sich "in einer Zeit der Gewalt stets die Gewaltfreiheit unterstützt", heißt es in der Würdigung des Komitees. Als bewusst lebende Muslimin sehe sie "keinen Konflikt zwischen dem Islam und den grundlegenden Menschenrechten". Wichtig sei ihr stets der Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen. Das Nobelkomitee würdige "eine Frau, die Teil der muslimischen Welt ist und auf die diese Welt stolz sein kann - zusammen mit allen, die für die Menschenrechte eintreten, wo immer sie auch leben."

"Ich hoffe, dass ich nützlich sein kann"

In einer ersten Reaktion auf die Entscheidung sagte Ebadi in Teheran: "Ich bin Muslimin, man kann also Muslim sein und die Demokratie unterstützen." Die Entscheidung sei für die Menschenrechte in Iran, vor allem für die der Kinder, von großer Bedeutung. "Ich hoffe, dass ich nützlich sein kann", fügte Ebadi hinzu. Die Schriftstellerin studierte Jura an der Universität Teheran und war eine der ersten Richterinnen in Iran.

Die fünf Mitglieder des Nobelkomitees in Oslo, die vom norwegischen Parlament berufen wurden, blieben damit ihrem Ruf treu, auch den Mut zu überraschenden Entscheidungen zu haben. In den Medien waren zuletzt Papst Johannes Paul II. und der frühere tschechische Präsident Vaclav Havel als aussichtsreichste Kandidaten genannt worden.

Der Friedensnobelpreis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert. Bis zum Ende der Einreichungsfrist am 1. Februar waren beim Nobelpreiskomitee in Oslo 165 Nominierungen eingegangen - mehr als je zuvor. Der Preis wird am 10. Dezember in Oslo verliehen. Dies ist der Todestag des 1986 gestorbenen Stifters Alfred Nobel. Im vergangenen Jahr ging der Friedenspreis an den früheren US-Präsidenten Jimmy Carter, der die Verleihung mit Kritik an den Kriegsplänen der Regierung Bush verband.

Wortlaut der Begründung

Das Nobelkomitee in Oslo hat die Vergabe des Friedensnobelpreises an die iranische Menschenrechtlerin Schirin Ebadi wie folgt begründet:

"Das Norwegische Nobelkomitee hat entschieden, dass der Friedensnobelpreis 2003 Schirin Ebadi für ihren Einsatz für Demokratie und Menschenrechte zuerkannt wird. Sie hat sich vor allem im Kampf um die Rechte von Frauen und Kindern engagiert.

Ihre Stimme als Anwältin, Richterin, Dozentin, Autorin und Aktivistin ist in ihrem eigenen Land Iran und weit über ihre Heimat hinaus klar und deutlich erklungen. Sie ist mit professionellem Gewicht sowie großem Mut aufgetreten und ist vor Gefahren für ihre eigene Sicherheit niemals zurückgescheut.

"Aufklärung und Dialog der beste Weg"

Ihre wichtigste Arena ist der Kampf für die grundlegenden Menschenrechte. Keine Gesellschaft verdient die Bezeichnung zivilisiert, ohne dass die Rechte von Frauen und Kindern respektiert werden. In einer Ära der Gewalt ist sie konstant für Gewaltlosigkeit eingetreten. Für sie ist von grundlegender Bedeutung, dass die höchste politische Macht einer Gesellschaft auf demokratischen Wahlen fußt. Sie legt großes Gewicht darauf, dass Aufklärung und Dialog der beste Weg zur Veränderung von Haltungen und zur Lösung von Konflikten sind.

Ebadi ist eine bewusste Muslimin. Sie sieht keinen Gegensatz zwischen dem Islam und den grundlegenden Menschenrechten. Es ist wichtig für sie, dass der Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen auf der Welt seinen Ausgangspunkt in deren gemeinsamen Grundwerten hat. Es ist eine Freude für das Norwegische Nobelkomitee, den Friedensnobelpreis einer Frau zuzuerkennen, die Teil der muslimischen Welt ist und auf die diese Welt stolz sein kann - zusammen mit allen anderen, die für die Menschenrechte kämpfen, wo immer sie leben.

Während der letzten Jahrzehnte haben Demokratie und Menschenrechte in verschiedenen Teilen der Welt an Stärke zugenommen. Mit ihren Vergaben des Friedensnobelpreises hat das Norwegische Nobelkomitee versucht, diesen Prozess zu beschleunigen.

"Hoffnung auf Inspiration"

Wir hoffen, dass die Bevölkerung in Iran Freude darüber empfindet, dass zum ersten Mal einer ihrer Bürger den Friedensnobelpreis zuerkannt bekommen hat. Wir hoffen, dass der Preis eine Inspiration für die vielen sein wird, die in ihrem Land, in der islamischen Welt und in allen Ländern für Menschenrechte und Demokratie kämpfen, in denen der Kampf für Menschenrechte Inspiration und Unterstützung braucht."

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