Berühmtes Ortsschild Museumsreif – "Fucking" hat jetzt einen Platz im Haus der Geschichte

Ein solches Schild hängt jetzt im Haus der Geschichte Österreich
Ein solches Schild hängt jetzt im Haus der Geschichte Österreich
© Alexander Klein / AFP
Das berühmte Dorf Fucking hat einen neuen Namen. Eines der letzten Ortsschilder hat nun seinen Platz im Haus der Geschichte Österreichs gefunden – als Mahnmal für Exzesse in Zeiten von Social Media. 

Schlussendlich wollten die Bewohner von "Fucking" einfach nur ihre Ruhe wiederhaben. Weil der Hype um den obszönen Namen des 100-Seelen-Dorfes nicht mehr auszuhalten war, benannte sich die österreichische Gemeinde zum Jahresbeginn in Fugging um.

Und all die absurden Geschichten, die sich in den vergangenen Jahren in und um das Dorf nahe der bayerischen Grenze abgespielt haben, sind nun Stoff fürs Museum. Eine der letzten alten Ortstafeln hat die Gemeinde dem Haus der Geschichte Österreichs in Wien geschenkt, wie Museumsdirektorin Monika Sommer am Sonntag mitteilte. Dort ist sie nun Teil der Hauptausstellung.

Die "wohl berühmteste Ortstafel Österreichs" sei "mehr als nur ein unterhaltsames Bildmotiv", schreibt das Museum über das neue Exponat. Schließlich sage es viel über die Rolle von Social Media im Konflikt zwischen einer transparenten Gesellschaft und dem Recht des Einzelnen auf Privatsphäre aus. "Die Geschichte der Ortschaft Fugging macht das Problem der möglichen Übergriffigkeit der grenzenlosen Bildproduktion und -verbreitung greifbar." 

Übergriffe im realen Leben

Das Museum erinnert daran, wie das frühere Fucking über die Jahre zur Zielscheibe unzähliger Scherze im virtuellen wie realen Leben wurde. Dass es als Vorlage für Bücher und Filme herhalten musste und von einer britischen Fernsehsendung als "must see" für eine Europareise gekürt wurde. Unter dem Hashtag "#fuckingaustria" finden sich auf Social Media unzählige Selfies und Videos an der ominösen Ortstafel. "Genau diese Verkehrsschilder wurden auch immer wieder das Ziel von Diebstählen, selbst ein Anschweißen und Verankern brachte keine Abhilfe", schreibt das Museum.

Zum Problem wurden aber vor allem die massive Verletzung der Privatsphäre der Bewohner, die unfreiwillig in Videos von Bloggerinnen und anderen Scherzkeksen auftauchten. Sogar Kinder aus dem Ort wurden 2019 für ein norwegisches Youtube-Video vor der Kamera befragt. Ein dänischer Blogger in Unterwäsche belästigte 2020 Frauen in ihren privaten Gärten.

Ende 2020 beschloss der Gemeinderat schließlich die Umbenennung in Fugging, womit eine ältere Schreibweise des Ortes wieder aufgegriffen wurde. "Seit unserem Namenswechsel ist Ruhe eingekehrt und die Lebensqualität wieder dort, wo sie hingehört", sagt Andrea Holzner, Bürgermeisterin der Gemeinde Tarsdorf, zu der Fugging gehört.

bak

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