Die brutale Entführung eines österreichischen Sportstars entsetzt das Land. Und dass die Triathletin Nathalie Birli das Verbrechen überlebt hat, erscheint wie ein Wunder. Die Sportlerin wurde am frühen Dienstagabend während einer Trainings-Radtour von einem Auto angefahren, zusammengeschlagen, entführt, gefoltert und schließlich wieder nach Hause gebracht und freigelassen. Inzwischen ist der mutmaßliche Täter gefasst.
Mehreren Medien schilderte Birli am Tag nach der Tat die schreckliche Geschichte. Der in der Steiermark beheimateten "Kleinen Zeitung" berichtete die national bekannte Triathletin von sechs Stunden Todesangst. Der Entführer habe sogar versucht, sie in der Badewanne zu ertränken, sagte die 27-Jährige. Er habe ihr zudem Alkohol eingeflößt und sie mit dem Tode bedroht. "Ich bin froh, dass ich noch am Leben bin", sagte sie den Reportern des Lokalblattes.
Nathalie Birli spricht ausführlich über die Entführung
Wer wissen möchte, wie sich die Entführung im Detail zugetragen hat, erfährt dies in der "Kronen-Zeitung", dieser gab Birli ein ausführliches Wortlaut-Interview. Sie sei etwa gegen 17 Uhr auf einem Schotterweg unterwegs gewesen, als sie ein roter Kastenwagen angefahren habe. Ein Mann sei ausgestiegen, habe sie mit einem Holzstock auf den Kopf geschlagen und sie auf den Rücksitz geworfen. "Dann muss ich eine Zeit lang bewusstlos gewesen sein", sagte sie. Bei dem Sturz habe sie sich den linken Unterarm gebrochen, weshalb sie nach der Tat im Landeskrankenhaus in Graz behandelt werden musste.
Als sie aus der Bewusstlosigkeit erwacht war, sei sie nackt an einen Sessel gefesselt gewesen. Der Täter habe gesagt, sie solle tun, was er sagt – dann sei sie am nächsten Tag wieder frei. "Ich hab‘ gespürt, dass ich in einem abgelegenen Haus bin und mich dort sicher niemand finden wird", erinnerte sie sich.
Täter wollte sie offenbar in der Badewanne ertränken
Der Mann sei voller Hass gewesen, habe ihr die Augen verbunden, sie gezwungen, Wein und Schnaps zu trinken, ihr Mund und Nase zugehalten – immer mit einem Messer in der Hand. Dann habe er sie gezwungen, in eine Badewanne mit kaltem Wasser zu steigen, um sie zu ertränken.
"Ich hab’s ihm ausgeredet", sagte die offenbar sehr couragierte Sportlerin, deren Ehemann sich daheim inzwischen Sorgen machte und die Polizei alarmiert hatte, weil sie gegen 21 Uhr noch immer nicht vom Training zurückgekehrt war. Die Polizei suchte nach Birli – ohne Erfolg. Ihr Verschwinden war bis dahin ein Rätsel.
Und plötzlich sieht sie die Orchideen
Derweil nahm die Entführung in dem abgelegenen Haus eine unerwartete Wendung. "Mein Durchbruch war, als ich im Haus die vielen Orchideen gesehen habe", erzählte die Triathletin der "Kronen-Zeitung". Sie habe die Pflanzen bewundert. "Und plötzlich war der Täter nett zu mir", sagte sie. Er sei Gärtner, habe er gesagt und ihr über sein verpfuschtes Leben erzählt.
Birli nutzte ihre Chance und machte ihrem Peiniger einen Vorschlag. Man könnte ja sagen, es war ein Unfall, habe sie ihm unterbreitet. "Und du lässt mich jetzt gehen."
Auf diesen Handel sei er eingegangen, habe sie losgebunden. Sie durfte sich anziehen und wurde von ihm nach Hause gefahren. Dort angekommen, sei sie sofort ins Haus gestürmt, habe die Tür abgeschlossen und ihren Lebensgefährten angerufen, der bereits mit der Polizei nach ihr suchte.
Laut "OE24" meldete der Partner dann der Polizei, dass seine Freundin inzwischen – samt Fahrrad - wieder zu Hause sei. Die Beamten hätten den Radcomputer ausgelesen, das Bewegungsprofil führte sie zum mutmaßlichen Täter, einem 33-Jährigen, der am Mittwochmorgen gegen drei Uhr vom Einsatzkommando Cobra in seinem Wohnhaus festgenommen wurde.
Nun ermittelt die Polizei – das Motiv sei unklar, so "OE24". Auch sei nicht bekannt, ob der Mann die Sportlerin zunächst absichtlich angefahren habe. Er sei der örtlichen Polizei bekannt, aber vorher nicht gewalttätig aufgefallen. Ein Polizist wurde mit den Worten zitiert: "Es sieht so aus, als ob psychische Probleme des Mannes im Raum stünden".
Nathalie Birli bedankte sich bei allen, die sie gesucht haben, auf ihrem Facebook-Account und fasst das Erlebte mit dem Worten zusammen: "Wie in einem schlechten Film."
Quellen: "Kronen-Zeitung", "Kleine Zeitung", "OE24"