Kritiker der früheren thüringischen Landesregierung fühlen sich durch den jüngsten Untersuchungsbericht zum Amoklauf von Erfurt bestärkt. Die "Ära des Vertuschens" sei vorbei, sagte Harald Dörig, Vorsitzender des Schul-Fördervereins. Der Bericht einer Juristen-Kommission hatte dem vorläufigen Abschlussbericht des Landes vom Juni 2002 zur Bluttat an der Gutenberg-Schule in mehreren Punkten widersprochen. Unterdessen fahndeten die Ermittler nach dpa-Informationen nach dem möglichen Mitwisser des Amokläufers Robert Steinhäuser. Dabei soll es auch eine Durchsuchung gegeben haben.
Die Erfurter Staatsanwaltschaft wollte das weder bestätigen noch dementieren. Justizminister Karl Heinz Gasser (CDU) hatte bei der Vorstellung des Berichts von der Möglichkeit eines Mitwissers gesprochen. Das entsprechende Verfahren läuft nach Angaben der Staatsanwaltschaft schon längere Zeit und habe durch die Kommission neue Hinweise bekommen. Der ehemalige Gutenberg-Schüler Steinhäuser hatte im April 2002 an dem Gymnasium 16 Menschen und dann sich selbst erschossen.
Erzwungener Schulabgang kritisiert
Die Kommission hatte neben Defiziten beim Polizeieinsatz den erzwungenen Schulabgang Steinhäusers ein halbes Jahr vor der Tat kritisiert. Nach Angaben von Kultusminister Michael Krapp (CDU) hatte Schuldirektorin Christiane Alt bereits drei Tage nach der Bluttat einen "Fehler" eingeräumt. Die Landtagsfraktionen von PDS und SPD kündigten an, den Schulverweis zum Thema im Bildungsausschuss machen zu wollen. Es gebe erheblichen Klärungsbedarf, sagte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Hans-Jürgen Döring.