Fall Lea-Sophie Schweriner Oberbürgermeister lehnt Rücktritt ab

Ende 2007 starb in Schwerin die fünfjährige Lea-Sophie einen qualvollen Hungertod. Obwohl das Jugendamt mehrfach über schreckliche Zustände in der Familie informiert wurde, reagierte der Amtsleiter nicht. Jetzt fordern Abgeordnete auch den Rücktritt des Oberbürgermeisters.

Der Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie könnte den Schweriner Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU) zu Fall bringen. Eine Mehrheit der Stadtvertreter dringt inzwischen auf einen Bürgerentscheid über die Zukunft von Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU). Der hatte einen freiwilligen Rücktritt abgelehnt.

Nachdem sich bereits die Fraktionen der Grünen, der Linkspartei und der Unabhängigen Bürger im Stadtparlament für ein solches Votum zur Abwahl des CDU-Politikers aussprachen, schloss sich die SPD in der Nacht zum Dienstag dieser Forderung an. "Wir werden jetzt auf die anderen Parteien zugehen, um einen günstigen Termin zur Behandlung unseres Vorhabens im Stadtparlament zu finden", sagte SPD-Fraktionschefin Manuela Schwesig. Damit steht nur die CDU noch zu ihrem Bürgermeister.

"Eklatante Versäumnisse"

Die CDU-Fraktion sieht Forderungen nach einem Bürgerentscheid als wenig hilfreich an. Sie votierte für eine zügige Umsetzung der eingeleiteten Änderungen in der Jugendamtsarbeit. Claussen habe mit den verwaltungsinternen Untersuchungen schonungslose Aufklärung der Schwachstellen und Versäumnisse des Jugendamtes betrieben, hieß es. In diesem Zusammenhang seien erste Verbesserungen bereits in Angriff genommen und auch personelle Verstärkung in Aussicht gestellt worden.

Der Tod der von ihren Eltern vernachlässigten Lea-Sophie hatte Deutschland Ende November vergangenen Jahres erschüttert. Mutter und Vater ließen das Kind nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen verhungern und verdursten. Der interne Untersuchungsbericht der Stadtverwaltung stellte "eklatante Versäumnisse und organisatorische Mängel" im Jugendamt fest. Der Großvater des Kindes hatte mehrfach beim Jugendamt vorgesprochen und darauf aufmerksam gemacht, dass das Mädchen unterernährt und in einem schlechten gesundheitlichen Zustand sei. Die entsprechenden Besuche wurden zwar protokolliert. Es gab jedoch keine ernsthaften Konsequenzen. Dem Oberbürgermeister wird vorgeworfen, die Fehler und Mängel gedeckt zu haben. Der zuständige Sozialdezernent Hermann Junghans wurde bereits beurlaubt.

AP/mcp

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