Das Ansehen Deutschlands in Afghanistan hat sich nach dem von der Bundeswehr angeordneten Luftangriff bei Kundus mit zahlreichen zivilen Opfern spürbar verschlechtert. Dies geht aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage unter 1554 Afghanen hervor, die von den deutschen Sendeanstalten WDR und ARD in Zusammenarbeit mit dem US-Sender ABC und der britischen BBC im Dezember abgehalten wurde.
In den Provinzen des Nordens und Nordostens, wo die Einsatzgebiete der Bundeswehr liegen, sank der Anteil derer, die ein positives Bild von Deutschland haben, demnach um elf Punkte auf 63 Prozent. Der Anteil der Afghanen mit einem negativen Bild von Deutschland stieg um 17 Punkte auf 31 Prozent.
"Deutschland wird zunehmend als ganz normaler Teil der Kriegsrealität wahrgenommen", sagte der stellvertretende WDR-Auslandschef Arnd Henze. Er führte den Ansehensverlust Deutschlands auf die "innerafghanische Debatte um die zivilen Opfer bei dem Luftangriff auf die beiden Tanklastzüge in Kundus" Anfang September zurück. Beschrieben vor einem Jahr noch 72 Prozent in den nordöstlichen Provinzen ihre Sicherheitslage als positiv, so sank der Wert inzwischen auf 43 Prozent.
Obwohl die Afghanen in vielen Einzelbereichen, insbesondere bei der medizinischen Versorgung (52 Prozent) und beim Zugang zu sauberem Wasser (64 Prozent), mit der Entwicklung unzufrieden sind, blicken sie der Umfrage zufolge mit kräftigem Optimismus in die Zukunft. 70 Prozent der Afghanen sehen ihr Land auf dem richtigen Weg, wie die Umfrage ergab. 61 Prozent glauben, dass es ihre Kinder einmal besser haben werden.