Frankreich Survival-Spiel als Vorbild: Go-Kart-Rennen in Gefängnis sorgt für Wirbel

Frankreich: Das Fresnes-Gefängnis südlich von Paris
Das Fresnes-Gefängnis südlich von Paris. Es ist eine der größten Justizvollzugsanstalten in Frankreich (Archivbild)
© Christophe Archambault / AFP
Ein Video aus einem Gefängnis in Frankreich sorgt derzeit für Wirbel. Darin ist zu sehen, wie Häftlinge gegen Justizbeamten in Spielen antreten und etwa ein Go-Kart-Rennen veranstalten. Justizminister Eric Dupont-Moretti zeigte sich "schockiert".

In Frankreich sorgt ein Video aus einem Gefängnis in Fresnes, wenige Kilometer südlich von Paris, für Aufsehen. Es zeigt wie Häftlinge und Justizvollzugsbeamte in Spielen gegeneinander antreten, denen offenbar die französische Survival-Show "Koh Lanta" als Vorbild diente. In der Reality-Show treten Kandidaten auf einer Insel in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. 

Frankreich: Go-Kart-Rennen in Gefängnis sorgt für Verwirrung

Finstere Gedanken wie die an gequälte und zur Schau gestellte Häftlinge in den US-amerikanischen Skandal-Lagern Abu-Ghraib oder Guantanamo Bay sind dabei fehl am Platz. Die Insassen des Fresnes-Gefängnisses haben auf den Aufnahmen sichtlich Spaß am Wettbewerb mit den Beamten – doch genau das hat in Frankreich einen Skandal ausgelöst. Über diesem steht die Frage, wie viel Spaß und Freiheiten Häftlinge haben dürfen.  

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Wie "Euronews" berichtet, versuchte der rechtsradikale Politiker Damien Rieu prompt das Video für seine Agenda zu nutzen. Auf Twitter teilte er mehrere Ausschnitte des Films und wandte sich an seine Followerschaft: "Sie vergewaltigen Ihre Töchter, brechen in Ihre Häuser ein, überfallen Ihre Omas, stehlen Ihre Autos, fahren aber auf dem Rücken ihrer Opfer und mit Ihren Steuern Go-Kart." 

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Auch Éric Ciotti von der Mitte-Rechts-Opposition "Les Républicains" äußerte lautstark seine Empörung. "Unsere Gefängnisse sind keine Ferienlager, in denen Gefangene und Wärter freundschaftliche Bande knüpfen", sagte er.

Beamte und Gewerkschaft versuchen zu Diskussion zu entschärfen

Wie der britische "Guardian" berichtet, widersprach ein Gefängnisbeamter den populistischen Äußerungen. Bei den Spielen habe niemand teilgenommen, der wegen Mord oder Vergewaltigung verurteilt worden sei. Die Veranstaltung habe den Steuerzahler zudem "keinen Penny" gekostet. 

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Der Vertreter einer Gewerkschaft von in Gefängnissen Beschäftigten, Sébastien Nicolas, versuchte die Diskussion zu entschärfen und sprach von "Polemik, die niemandem etwas nützt", wie "France Info" berichtet. Nichtsdestotrotz gerät Justizminister Eric Dupont-Moretti wegen des Videos unter Druck. Er äußerte sich schockiert über die Aufnahmen und kündigte eine Untersuchung an: "Der Kampf gegen Rückfälligkeit führt über Wiedereingliederung, aber ganz sicher nicht über Go-Kart fahren!" 

Einige Beobachter kritisierten, Dupont-Moretti würde mit solchen Aussagen Rechtsextremen wie Rieu in die Karten spielen, da die Umstände noch nicht aufgeklärt seien. 

Nicolas wiederum erklärte, es habe sich bei dem Event, das bereits am 27. Juli stattgefunden haben soll, um eine Wohltätigkeitsveranstaltung gehandelt. Es sei nicht darum gegangen, die Inhaftierten zu unterhalten. "Wenn man diese Art von Bildern verbreitet, muss man in der Lage sein, sie zu erklären, sonst sorgt das nur für Polemik", so Nicolas weiter. Wie der "Guardian" berichtet, erklärte auch Gefängnisdirektor Jimmy Delliste, es habe sich bei der Veranstaltung um einen "brüderlichen Anlass" gehandelt und dankte den Organisatoren. Die Spiele hätten 1700 Euro für wohltätige Zwecke gesammelt.  

pgo

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