Drei Jahre nach dem Massaker nimmt das Gutenberg- Gymnasium Erfurt heute den Unterricht in seinem angestammten Haus wieder auf. Das Jugendstilgebäude war in den vergangenen Jahren mit Bundesmitteln in Höhe von knapp zehn Millionen Euro saniert und umgebaut worden.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) will am Montag an der Wiedereröffnung des Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt teilnehmen. Mehr als drei Jahre nach dem Massaker eines Ex-Schülers sei eine schlichte Übergabe geplant, bestätigte Stadtsprecher Torsten Jäger. Zur Feier mit 800 geladenen Gästen haben sich auch der Thüringer Ministerpräsident Dieter Althaus und Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge (beide CDU) angesagt. Außerdem stehe eine Besichtigung des umfangreich renovierten und erweiterten Schulhauses auf dem Programm. Schröder hatte nach der Bluttat spontan zehn Millionen Euro zum Umbau des Jugendstilgebäudes zugesagt.
Steinhäusers Bluttat bleibt im Gedächtnis
Am 26. April 2002 hatte der 19-jährige Robert Steinhäuser innerhalb von zehn Minuten zwölf Lehrer, zwei Schüler, eine Sekretärin und einen Polizisten erschossen. Danach tötete er sich mit der Pistole selbst. Die rund 600 Gymnasiasten warendrei Jahre in einem Ausweichquartier untergebracht. Bereits vor den Sommerferien hatten sie während einer Projektwoche das Schulgebäude des Gutenberg-Gymnasiums wieder belebt. Dort entstand auch ein "Raum der Stille", der an die Opfer der Bluttat erinnern soll.
Der Erfurter Lehrer Rainer Heise hatte Ende Juli eine weitere Aufarbeitung der Tragödie am Gutenberg-Gymnasium gefordert. "Es gibt noch viel zu sagen. Über die Mitschuld der Schule, der Lehrer, über Versäumnisse von Roberts Eltern, über falsche Schulpolitik, über Tabus und eine mangelnde Aufarbeitung". Heise erkannte den Todesschützen Steinhäuser nach eigener Darstellung am Tag des Massakers, redete mit ihm und sperrte ihn in einen Raum ein. Dort erschoss sich der 19-Jährige kurz darauf. Der vorläufige Abschlussbericht zu den Ermittlungen nach der Tat bestätigte die Version von Heise weitgehend.