Gutes tun Worauf es beim Spenden ankommt

  • von Felix Disselhoff
  • und Peter Neitzsch
Zu Weihnachten sind nicht nur die Herzen der Menschen weit geöffnet, sondern auch die Geldbeutel. Doch wie kann man erkennen, welcher Spendensammler seriös ist und wo die Spende versickert?

Hungernde Kinder, notleidende Tiere, bedrohte Ökosysteme - gerade in der Vorweihnachtszeit bitten viele Organisationen um Geld. Auch auf den Straßen sind kurz vor Weihnachten wieder zahlreiche Spendensammler unterwegs. Doch welche Spende hilft wirklich? Wer Gutes tun will, sollte nicht wahllos spenden.

Spender sollten sich klar machen, was sie erreichen wollen. Welches Thema liegt Ihnen am Herzen? Wollen Sie lieber an einen kleinen Verein oder an ein großes Hilfswerk spenden? An eine Organisation, die sich auch politisch engagiert oder die christliche Wurzeln hat? Egal, wie Sie sich entscheiden: Sie sollten sich im Vorfeld über die Organisation informieren, damit Ihr Geld an der richtigen Stelle ankommt.

Wie finde ich einen seriösen Verein?

Jedes Jahr fließen etwa drei bis fünf Milliarden Euro an die 600.000 Vereine und 15.000 Stiftungen in Deutschland. Der Markt ist groß und bietet damit viel Platz für schwarze Schafe. Wer eine Organisation nicht kennt, sollte sich daher Informationsmaterial von der sammelnden Organisation zuschicken lassen. Die meisten Spendenorganisationen können zudem einen Geschäftsbericht vorweisen, der über die Verwendung der Spenden informiert. Dazu haben sich beispielsweise die Mitglieder des Branchenverbands gemeinnütziger Organisationen verpflichtet. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass eine Organisation als gemeinnützig anerkannt ist. Nur dann können Spenden steuerlich abgesetzt werden. Die Verbraucherzentrale Sachsen rät, auf das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) zu achten. Das DZI-Spendensiegel ist mit strengen Auflagen verbunden. Das DZI prüft unter anderem die Verwendung der Mittel, die Werbeaktivitäten und die Verwaltungskosten: Das Zertifikat bekommen beispielsweise nur Organisationen, die nicht mehr als ein Fünftel der Spenden für die Verwaltung verwenden. Geprüft wird jedes Jahr neu, und in der Folge das Siegel bestätigt - oder entzogen. 250 Organisationen haben es. Auf der Homepage des DZI erfahren Sie, ob ein Verein das Siegel hat. Kleinere Projekte in Deutschland, die oft aus Kostengründen kein Spendensiegel haben, finden Sie beispielsweise auf der Website der Organisation Phineo, die analysiert, wie effektiv soziale Projekte arbeiten.

Was kommt von meiner Spende wirklich an?

Diese Frage stellt sich wahrscheinlich jeder Spender. Natürlich versuchen seriöse Hilfsorganisationen, den Werbe- und Verwaltungsaufwand möglichst gering zu halten, aber ganz ohne geht es auch nicht. Kleine Vereine können diese Arbeiten oft ehrenamtlich erledigen. Muss ein Hilfswerk aber mit einigen hunderttausend Euro umgehen, braucht es kompetente und bezahlte Beratung. Fehlentscheidungen könnten sonst schnell weitaus teurer werden. Ausgaben für Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit sind nach DZI-Maßstab alle Ausgaben, die der Mittelbeschaffung und Selbstdarstellung dienen. Vor allem Personal- und Sachausgaben für die Erarbeitung, Herstellung und den Versand von Werbematerial, sowie für Veranstaltungen und Aktionen, Altkleidercontainer, Abholung und Lagerung von Sachspenden. Posten wie Buchführung, Rechnungswesen und Rechtsberatung zählen nicht dazu. Das DZI wertet einen Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben an den Gesamtausgaben bis 20 Prozent als angemessen. Kosten bis maximal 35 Prozent gelten als noch vertretbar, denn schließlich kann es aufwendig sein, Güter in schwer zugängliche Krisengebiete zu leiten. Liegt eine Spendenorganisation mit ihren Ausgaben darüber, bekommt sie das Siegel entzogen oder die Bewerbung um das Spendensiegel wird abgelehnt.

Woran erkenne ich Betrüger?

Gerade in der Weihnachtszeit wittern auch Spendenbetrüger das große Geld. Unseriöse Spendensammler lassen sich vor allem an ihrer Hartnäckigkeit erkennen. Lassen Sie sich aber auf keinen Fall unter Druck setzen - weder durch Werbende an der Haustür oder auf der Straße, noch durch gedruckte Spendenwerbung. Immerhin sind Spenden und Fördermitgliedschaften freiwillige Leistungen. Skepsis ist immer dann angebracht, wenn eine Organisation mit drastischen Werbebildern um Spenden bittet. Misstrauen Sie also übertrieben dringlichen Spendenaufrufen. Seriöse Hilfswerke haben für Not- und Katastrophenfälle vorgesorgt und können die erste Hilfe ohne Rücksicht auf den aktuellen Spendeneingang starten. Bei Straßen- und Hausspendensammlungen sollten Sie nur mitmachen, wenn Sie die begünstigte Organisation auch kennen. Lassen Sie sich dabei aber nicht von beabsichtigten Namensähnlichkeiten täuschen. Denn zweifelhafte Vereinigungen wählen oft Namen, die bekannten Institutionen ähneln. Der Wirtschaftsjournalist und gelernte Banker Stefan Loipfinger listet auf seiner Seite Charitywatch Spendensünder auf.

Wie kann ich mich gegen Betrug wehren?

Unterschreiben Sie nicht vorschnell einen Vertrag, und lassen Sie sich von Vertretern vor Ihrer Haustür nicht mit mitleiderregenden Bildern unter Druck setzen. Denn gerade bei Fördermitgliedschaften gilt in der Regel nicht das Haustürwiderrufsgesetz. Das heißt, es gibt in diesem Fall kein gesetzliches Rücktrittsrecht. Verpflichten Sie sich deshalb nicht leichtfertig durch Unterschrift zur Zahlung eines monatlichen Förderbeitrags. Informieren Sie sich vorher über die in der Satzung festgelegten Kündigungsfristen. Bei Straßen- und Haussammlungen sollten sich potenzielle Spender den Sammelausweis oder die Sammelgenehmigung der Ordnungsbehörde zeigen lassen. In Bundesländern, in denen es ein Sammlungsgesetz gibt, bekommen nur geprüfte Organisationen eine Erlaubnis. Allerdings regeln nur noch fünf Bundesländer die Spendensammlung gesetzlich. Und nur Rheinland-Pfalz hat eine Einrichtung, die die Organisationen rechtlich überwacht. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADL) des Landes hat immerhin schon 45 Sammlungsverbote verhängt und Warnungen ausgesprochen.

Wie kann ich Spenden von der Steuer absetzen?

Wem es neben der guten Tat wichtig ist, dass er seine Spende auch steuerlich absetzen kann, der muss auf einige Formalien achten. So muss die Organisation als gemeinnützig anerkannt sein. Erkennen kann man die "steuerrechtliche Gemeinnützigkeit" an Hinweisen im Infomaterial, beispielsweise "Spenden sind steuerbegünstigt" oder "gemeinnützig im Sinne der Paragraph 51 ff. der Abgabenordnung". Spenden für steuerbegünstigte Zwecke können Sie einheitlich bis zu 20 Prozent des Gesamtbetrages der Einkünfte als Sonderausgaben geltend machen. Zuwendungen an gemeinnützige Stiftungen sind bis zu einem Betrag von einer Millionen Euro steuerlich abzugsfähig. Wer die Spende steuerlich geltend machen will, braucht in jedem Fall einen Nachweis. "Bei Beträgen bis zu 200 Euro reicht dem Finanzamt schon ein vereinfachter Spendennachweis", erklärt Tobias Gerauer von der Lohnsteuerhilfe Bayern. Also beispielsweise ein Bareinzahlungsbeleg, eine Buchungsbestätigung der Bank oder ein Kontoauszug. Wichtig sei, dass die Zahlung als Spende gekennzeichnet ist. "Schreiben Sie im Verwendungszweck: Spende". Bei Spenden über 200 Euro bedarf es einer Spendenbescheinigung, die offiziell "Zuwendungsbescheinigung nach amtlichem Muster" heißt. Hat man diese nicht, kann man die Spende auch nicht absetzen.

Geld oder Sachspenden - was soll ich spenden?

Selbstverständlich sind Sachspenden sinnvoll. Doch Geldmittel können von den Hilfswerken flexibler und effizienter eingesetzt werden als Sachspenden. Teure Transportwege entfallen, viele Produkte können billiger vor Ort gekauft werden und stärken außerdem die Wirtschaft am Zielort. Auch das Spenden von Kleidung und Schuhen zur Weihnachtszeit ist nicht unbedingt sinnvoll. Oft sind karitative Organisationen mit der Masse an Altkleidern überfordert. Deswegen verkaufen auch Hilfswerke überschüssige Kleider an kommerzielle Betriebe. Sachspenden können dann helfen, wenn seriöse Organisationen gezielt um sie bitten. Spender sollten außerdem Verständnis dafür haben, dass eine Bewertung zwecks Steuerermäßigung oft unmöglich ist. In welcher Höhe die Deutschen spenden und ob Sie zu den Großzügigen gehören, können Sie mit diesem Test ermitteln.

Sind projektbezogene Spenden besser?

Zweckgebundene Spenden, bei denen sich die Organisation dazu verpflichtet, die Spende für ein zuvor definierten Zweck oder ein ganz konkretes Projekt einzusetzen, sorgen für ein gutes Gefühl: Schließlich wissen Sie, was mit Ihrem Geld geschieht. Allerdings wird dadurch auch der Spielraum der Hilfsorganisation eingeschränkt. So kann es passieren, dass für die Opfer der Tsunami-Katastrophe mehr Hilfsgelder zur Verfügung stehen als Projekte, die gefördert werden können - während andernorts das Geld fehlt. Nicht jeder Spenden-Euro muss den Bedürftigen direkt in die Hände gelegt werden, damit ihnen geholfen ist. Wenn Sie sich über eine Organisation gründlich informiert haben, sollten Sie auch in deren Know-how und Erfahrung vertrauen, das Geld richtig zu verwenden.

Von Felix Disselhoff und Peter Neitzsch