Vor 23 Jahren wird in China der fünfjährige Luo Gang entführt. Er wächst heran, kann aber seine Heimat nicht vergessen. Nach jahrelanger Suche findet er dank Google Maps tatsächlich den Ort seiner Herkunft wieder, und schließt die lang vermissten Eltern in die Arme - so berichtet es das chinesische Portal "South China Morning Post". Es ist eine dieser Geschichten, die eigentlich zu schön sind, um wahr zu sein. Aber lesen Sie selbst.
Zentralchina, 1990. In der Provinz Sichuang, in der Millionenstadt Guangan, wohnt der kleine Luo Gang. Auf dem Weg zum Kindergarten verschwindet der Fünfjährige spurlos, So geht die Geschichte los, über die das chinesische Portal Nhaidu.com berichtet, und die im Netz Wellen schlägt. Gangs Eltern sind untröstlich, doch ihre intensive Suche bleibt ohne Erfolg. Sie bekommen drei weitere Kinder, alles Mädchen.
Der kleine Gang jedoch wird 1500 Kilometer weit verschleppt und wächst in Sanming, in der Fujian-Provinz, bei Pfegeeltern auf. Seine Eltern und seinen Wohnort aber trägt er im Herzen. Journalisten nennen solche Geschichten Rührstücke, aber das nur nebenbei. Also: Gang wächst heran, absolviert Uni und Militärdienst, lebt ein ganz normales Leben. Die Erinnerungen an seine Kindheit verblassen allmählich. Nur die eine nicht: der Heranwachsende hat sich eine markante Doppelbrücke gemerkt, die er als Kind stets vor Augen hatte.
Nun kommt der scheinbar überraschende Dreh der Geschichte: Vergangenes Jahr wendet sich Luo Gang an eine chinesische Website, die entführten Kindern bei der Suche nach den Eltern hilft. Er fertigt aus der Erinnerung die grobe Zeichnung der Brücke an, die er aus Kindheitstagen kennt und postet sie online. Tatsächlich bekommt er eine Antwort aus der Nähe von Guangan: Dort vermisse ein Paar seit 23 Jahren seinen Sohn, schreibt ihm jemand. Die Zeit passt, aber der Ort? Über Google Maps zoomt sich Gang den bezeichneten Ort Yaojiaba heran, und findet: seine Brücke.
So ähnlich schon mal erzählt
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Luo Gang kontaktiert seine leiblichen Eltern, es folgt ein tränenreiches Treffen, große Freude. Es gibt ein Foto, eine Internetgeschichte, die Menschen seufzen auf. Aber stimmt die Geschichte auch, ist das alles so geschehen? Das US-Techportal "TheNextWeb" hegt Zweifel. Zumal es zwei Versionen der Geschichte gibt: Einer anderen zufolge hat das Paar nach dem Verlust seines Jungen ein Mädchen adoptiert. Ebenfalls dagegen spricht: Im November 2012 macht ein ganz ähnlich gestricktes Vorkommnis die Runde im Netz, diesmal ist ein junger Inder aus Kalkutta die Hauptperson, der zwanzig Jahre nach einer Odyssee, die ihn bis Australien führt, seine Mutter wiederfindet.
Also stimmt die Geschichte gar nicht? Schwer zu sagen. Aber eines ist sie auf jeden Fall: herzerwärmend.