Eine ganz besondere Blume droht auszusterben. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die in der Zeitschrift "Plants, People, Planet" veröffentlicht wurde. Die Forschenden warnen, dass alle 42 Arten der Rafflesie bedroht sind, 25 sogar als stark gefährdet eingestuft werden und 15 kurz vor dem Aussterben stehen.
Die Rafflesie ist nach ihrem Entdecker Sir Thomas Stamford Raffles benannt. Seit dem 18. Jahrhundert fasziniert die Blume Wissenschaftler und Touristen gleichermaßen. Denn die Rafflesie ist nicht nur ungewöhnlich groß für eine Einzelblüte, sondern stinkt zudem abartig. Die auch als Leichenlilie bekannte Pflanze wächst als sogenannter Vollschmarotzer an anderen Wirten, etwa Lianen, und ahmt den Geruch von Aas nach, also toten Tieren. Damit lockt sie Insekten an, die von der Rafflesie zur Bestäubung gebraucht werden.
Leichenlilie: geruchsintensiv und selten zu finden
Die Leichenlilien sind nur selten zu finden, da das Ökosystem, in dem sie gedeihen, recht komplex aufgestellt sein muss. Das Klima muss warm und feucht sein, die Blüten brauchen lange für die vollständige Entwicklung und es kommen nur bestimmte Wirtspflanzen in Frage. Zudem kann die Bestäubung nur durch Insekten einer bestimmten Größe erfolgen und die Samen sind auf den Transport durch gewisse Nagetiere angewiesen.
Das Verbreitungsgebiet der Rafflesie ist daher sehr eingeschränkt – die riesigen Stinker kommen in Südostasien vor. Dort wachsen sie in tropischen Regenwäldern auf Höhenlagen zwischen 500 und 700 Metern. Der größte Vertreter ihrer Art ist die Riesenrafflesie, auch Rafflesia Arnoldii genannt. Der Name stammt von Joseph Arnold, der die Rafflesie zusammen mit Sir Raffles entdeckte. Die Blüten haben einen Durchmesser von bis zu einem Meter und sind bis zu elf Kilogramm schwer.
An einigen bekannten Standorten werden die Blüten geschützt und sind wichtig für den Tourismus. Die Studie beschreibt jedoch, dass zwei Drittel nicht von den derzeitigen Erhaltungsstrategien betroffen seien und damit die Gefahr steigt, dass die Pflanzen nicht bestehen. Denn ungeschützt kann es schnell vorkommen, dass die Wirte durch Abholzung, versehentliche Beschädigung oder mutwillige Entfernung beseitigt oder zerstört werden, wodurch auch die Rafflesie, die man nicht immer sieht, stirbt.
Forschende werben für Schutz der Rafflesien
Dr. Chris Thorogood vom Botanischen Garten der Universität Oxford sagte: "Wir brauchen dringend einen gemeinsamen, regionenübergreifenden Ansatz, um einige der bemerkenswertesten Blumen der Welt zu retten, von denen die meisten jetzt vom Aussterben bedroht sind." Thorogood kommt zu dem Schluss, dass der Schutz von Pflanzen hinter dem Tierschutz zurückgeblieben sei.
Die Forschenden schlagen vor, zusammen mit den Anwohnern in den Gebieten, in denen die Rafflesie wächst, mehr für deren Schutz zu tun. Dafür sollen Schutzgebiete erweitert, mehr Aufklärung betrieben und Öko-Tourismus gefördert werden. Zusätzlich soll es Sensibilisierungskampagnen in sozialen Netzwerken und Marketingstrategien für den Erhalt und die Bekanntheit der Leichenlilie geben.
Die Forschenden schreiben: "Ein kombinierter Ansatz könnte einige der bemerkenswertesten Blumen der Welt retten, von denen die meisten heute vom Aussterben bedroht sind."
Quellen: Guardian, Plants People Planet