Naturschutz in Großbritannien London lässt Biber frei und gibt ihnen eine klare Aufgabe

Ein Biber hält ein Stück Apfel in den Vorderpfoten
Mit ihren scharfen Zähnen fällen Biber Bäume. Sie können mit den Beißern aber auch unspektakuläre Dinge tun, wie einfach mal einen Apfel futtern.
© Gareth Fuller / Picture Alliance
Mehr als 400 Jahre gab es in London keine Biber. Jetzt wurden zwei Exemplare in der britischen Hauptstadt freigelassen. Allerdings wird von den Tieren eine Menge erwartet.

Ein kurzes Video auf Twitter zeigt einen historischen Moment: In einem Bach setzt sich ein hellbraunes Tier mit langem braunem Fell bei schönstem Sonnenschein schwimmend in Bewegung. Der Film, den der Rat des Bezirks Enfield im Norden der Metropole am Donnerstag veröffentlichte, markiert das Ende einer gut 400-jährigen Phase, in der es in London keine Biber gab. Naturschützer sind begeistert.

Zwei Biber, ein Männchen und ein Weibchen, ziehen künftig ihre Runden auf einem sechs Hektar großen Gelände mit kleinen Bächen. Eine Art Arbeitsauftrag bekamen die Tiere auch: Sie sollen Dämme bauen und damit dazu beitragen, dass in der Gegend wieder natürliche Flusslandschaften entstehen. Also im Grunde das tun, was Biber die meiste Zeit so machen: Bäume fällen und Biberburgen bauen.

"Biber zurück in London", jubelte denn auch die BBC. Beide Tiere sind zwei Jahre alt. Sie sollen dazu beitragen, dass an Flüssen wieder naturnahe Lebensräume entstehen. Denn durch die von ihnen aufgetürmten Dämme werde das Wasser gefiltert, es fließe langsamer. Die Gefahr von Hochwassern werde dadurch verringert – und in Phasen längerer Trockenheit werde das Wasser sogar durch das Werk der tierischen Baumeister gespeichert. Damit wären Biber sozusagen eine typisch britische Antwort auf die Fragen des Klimawandels.

Biber haben ein eingezäuntes Revier im Norden von London

Seit diesem Donnerstag also erkunden sie ihr – eingezäuntes und vor der Öffentlichkeit geschütztes – Revier im Norden Londons. Beobachtet werden sie dabei auch von Studierenden der Umwelthochschule Capel Manor College, die das Biber-Ansiedlungsprojekt gemeinsam mit dem Bezirk Enfield betreut und dokumentieren soll, wie sich die Umwelt durch die Bautätigkeit der großen Nagetiere verändert.

Da jedoch Arbeit nicht alles im Leben ist, hoffen Beobachter bereits auf eine Biberromanze. Vielleicht gebe es ja schon im kommenden Jahr Nachwuchs, schrieb die britische Presse. Charakterlich sollen die zwei Biber unterschiedlich sein, das Weibchen sei etwas "weniger selbstbewusst" als das Männchen, will der Bezirk Enfield festgestellt haben.

Zwar lebten in London in den letzten vier Jahrhunderten keine Biber, in anderen Teilen Großbritanniens sind die Tiere allerdings schon seit Längerem wieder heimisch, beispielsweise in Schottland.

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Verschwunden waren sie lange Zeit in vielen Gegenden Europas, weil sie stark bejagt wurden. Sowohl das Fell als auch das Fleisch waren sehr begehrt, ebenso wie das berühmte Drüsensekret, das "Bibergeil", aus dem man alle möglichen Produkte herstellte, darunter auch Duftstoffe.

In Deutschland leben Biber schon länger nicht nur auf dem Land, sondern auch in Metropolregionen, beispielsweise in Berlin und München.

Quellen: BBC, Citizen Zoo, "Berliner Morgenpost"

Eppingen: Biber legen Zuckerrübenfeld unter Wasser
Eppingen: Wochenlang hatten die Biber penibel Äste und Kleinholz aufeinandergestapelt und das Wasser angestaut
© DPA / stern-online
Biber bauen fleißig einen Damm, fluten ein Feld – und schaffen es damit auf Google Maps

Sehen Sie im Video: Der See war nach Angaben der Stadt Eppingen durch den Rückstau des Dammes am kleinen Hilsbach entstanden. Wochenlang hatten die Nager penibel Äste und Kleinholz aufeinandergestapelt und das Wasser angestaut.

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