Ihr Fall sorgte Ende Juni für internationale Schlagzeilen, auch der stern berichtete: Die US-Amerikanerin Andrea Prudente war in der 16. Woche schwanger, als sie mit ihrem Partner auf Malta Urlaub machte. Wegen schwerwiegender Komplikationen musste sie ins Krankenhaus, ihr Fötus hatte laut der Ärzte keine Überlebenschancen. Aufgrund des strengen Abtreibungsverbots in Malta wurde ihr eine Abtreibung jedoch verweigert – eine Situation, die für die Schwangere lebensbedrohlich war. Nun hat sie Klage gegen die maltesische Regierung eingereicht und fordert Schadensersatz.
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Die 28-Jährige war im Juni mit ihrem Partner nach Malta gereist, um einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Sie war in der 16. Schwangerschaftswoche, als sie auf einmal unter starken Blutungen litt und Fruchtwasser verlor. Die Plazenta hatte sich teilweise gelöst. Im Krankenhaus erklärten die Ärzte, das ungeborene Baby habe keine Überlebenschancen.
Wegen des strikten Abtreibungsverbots in dem Land griffen sie aber nicht ein – weil bei dem Fötus noch ein Herzschlag feststellbar war. Die Ärzte erklärten deshalb, sie müssten warten, bis das Herz des Fötus aufhört zu schlagen, oder der Geburtsvorgang von alleine einsetzt. Laut Einschätzung von Ärzten ist dies für Schwangere gefährlich, da etwa die Gefahr einer Sepsis besteht. Warten zu müssen, während sie gleichzeitig um ihr ungeborenes Baby trauerte und um ihr eigenes Leben fürchten musste, sei traumatisch für sie gewesen, sagte Prudente internationalen Medien gegenüber.
Nach einer Woche konnte Prudente schließlich über ihre Versicherung nach Mallorca ausgeflogen werden, wo ein Krankenhaus ihr die nötige Gesundheitsversorgung gab und den Schwangerschaftsabbruch vornahm. Der Transport war in ihrer gesundheitlichen Lage ein Risiko – aber auch weiter in Malta im Krankenhaus zu warten, wurde für sie laut Aussage ihres Partners Jay Weeldreyer lebensbedrohlich.
Klage wegen Verletzung der Menschenrechte
Malta ist das EU-Mitgliedsland mit den strengsten Abtreibungsgesetzen. Schwangerschaftsabbrüche sind hier ohne Ausnahmen verboten – auch in Fällen von Vergewaltigung, wenn das ungeborene Baby nicht lebensfähig oder das Leben der Mutter in Gefahr ist. Wer trotzdem eine Abtreibung vornehmen lässt, muss mit einer Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren rechnen – Ärzte, die diese durchführen, mit bis zu vier Jahren.
Zurück in den USA entschloss Prudente sich, gegen dieses Gesetz vorzugehen – damit keine andere Frau in Malta unter derselben "menschengemachten Katastrophe" leiden müsse, sagte sie gegenüber "The Independent". Vor der ersten Kammer des maltesischen Zivilgerichts hat sie vergangene Woche eine Klage eingereicht – die Regierung in Malta habe mit ihrem strengen Abtreibungsgesetz ihre Menschenrechte sowie die Rechte aller maltesischen Frauen verletzt. Sie habe sich entmachtet und entmenschlicht gefühlt, sagte Prudente gegenüber "The Independent". Man habe ihr im Grunde genommen unmissverständlich gesagt, dass ihr Leben weniger wert sei als das eines hypothetischen Babys.
Regierung überprüft Abtreibungsverbot
Es sei die erste derartige Klage in Malta, die auf diese Weise gegen das Abtreibungsgesetz vorgeht, zitiert "Vice" Prudentes Anwältin Lara Dimitrijevic. Obwohl bereits viele Frauen in Malta Ähnliches erfahren mussten wie Andrea Prudente, trauten viele sich nicht, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Aber immerhin bemerke sie seit ein paar Jahren, dass es auch in Malta immer mehr öffentliche Proteste für das Recht auf Abtreibung gebe.
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Die Regierung in Malta ist währenddessen dabei, das Abtreibungsverbot zu überprüfen, seit Prudentes Fall im Juni bekannt wurde. Laut dem maltesischen Gesundheitsminister schließe die Überprüfung die Teile des Gesetzes mit ein, die Ärzte daran hinderten, notwendige Behandlungen vorzunehmen.
Quellen: Vice, The Independent, Stern, Malta Today, taz