Die Polizei im südostasiatischen Myanmar hat zahlreiche Teilnehmer einer studentischen Demonstration für Reformen im Bildungswesen festgenommen. Die Bereitschaftspolizei ging am Dienstag in der zentralen Stadt Letpadan zum zweiten Mal binnen Tagen gewaltsam gegen Demonstranten vor, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die USA und die EU verurteilten das Vorgehen der Sicherheitskräfte.
Auf zwei Lastwagen wurden viele Teilnehmer der Kundgebung später weggebracht. Die Behörden erklärten, insgesamt seien 127 Demonstranten, darunter 20 Frauen, festgenommen worden. Nach Angaben von Regierungssprecher Ye Htut wurden 16 Polizisten und acht Demonstranten verletzt. Die Demonstranten und die Polizei hatten sich seit gut einer Woche gegenübergestanden. Einmal ging die Polizei in den vergangenen Tagen bereits gegen den Protest vor.
EU fordert Untersuchung der Vorfälle
Der Regierungssprecher verteidigte das Vorgehen der Polizei. Diese sei provoziert worden und habe mit Gewalt reagieren müssen, um den Protest aufzulösen, erklärte er im sozialen Netzwerk Facebook. Die Polizeieinsätze lösen Ängste aus, dass die Behörden in Reflexe aus der Zeit der jahrzehntelangen Militärjunta zurückfallen könnten.
US-Außenamtssprecherin Jen Psaki verurteilte das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen "friedliche Demonstranten". Die Regierung in Washington sei "tief beunruhigt" über die Berichte über Festnahmen. Die US-Botschaft in Myanmar mahnte im Internetdienst Twitter "Geduld, Kompromisse und Zurückhaltung" auf dem Weg des Landes zur Demokratie an.
Ähnlich äußerte sich die EU. In einer Erklärung forderte sie eine Untersuchung der Vorfälle. Zugleich betonte eine Sprecherin in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP, die EU bleibe der "Unterstützung positiver Veränderungen" verpflichtet. Dies gelte insbesondere für die Reform der Polizei. Die EU hat bereits mehrere Ausbildungsprogramme mit der Polizei in Myanmar organisiert.
Seit dem Frühjahr 2011 ist in Myanmar eine formal zivile Regierung unter dem ehemaligen General Thein Sein an der Macht, die Reformen einleitete. Noch in diesem Jahr soll ein neues Parlament gewählt werden. Der Partei von Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi werden gute Chancen eingeräumt.