Schiffeversenken gegen die Elbeflut: Von der spektakulärsten Aktion des Juni-Hochwassers am Deichbruch bei Fischbeck sind nur noch handliche Schrottteile übrig. Vor fünf Wochen waren auf einer Länge von rund 100 Metern drei Lastkähne gesprengt und auf Grund gesetzt worden, um den Elbe-Havelwinkel vor weiteren Elbefluten zu schützen. Sachsen-Anhalt hatte die ausgedienten, riesigen Wannen für die deutschlandweit beispiellose Sprengung kurzerhand für mehrere Hunderttausend Euro gekauft. Die Aktion gelang. Die Wassermassen wurden gestoppt. Zurück blieb der Schrott.
"An den ersten Tagen standen wir noch im meterhohen Wasser", erinnert sich der Magdeburger Abbruchunternehmer Siegward Geistlinger. Sein Unternehmen beseitigt die Altlast der Flut seit dem 27. Juni. Drei Mitarbeiter rückten den Kolossen mit Bagger und hydraulischer Schrottschere zu Leibe.
Übrig blieben Schrottteile von weniger als 1,50 Meter Länge sowie 50 Zentimetern Breite und Tiefe. Zusammen seien das etwa 400 Tonnen Altmetall, die auf einen Stendaler Schrottplatz transportiert wurden, berichtet Geistlinger. Der 70-jährige Unternehmer war zu den Hoch-Zeiten immer mit im Einsatz in Fischbeck.
Nur Schrott - keine Erinnerungsstücke
Inzwischen sind nur noch ein paar Schrotthaufen übrig. Für Geistlinger ist es schwierig, einen Transportunternehmer zu finden, der ihm die verbliebenen Überreste der Kähne wegschafft. Bis Ende der Woche soll es geschafft sein. Dann widmet sich der Abbruchunternehmer wieder dem klassischen Abriss von Gebäuden.
Die unkonventionelle Idee, die Lastkähne als Barriere gegen das Elbehochwasser zu versenken, kam aus den Reihen der Bundeswehr. Der Chef des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, Oberst Claus Körbi, brachte sie in den Krisenstab der Landesregierung ein. Niemand wollte weiter zusehen, wie die Elbefluten wasserfallartig in den Elbe-Havel-Winkel hineinströmten. Körbi sagte vorher: "Ob das funktioniert, können wir so zurzeit noch nicht sagen." Es klappte. In einem nächsten Schritt muss der gebrochene Deich wieder hergestellt werden.
Den Wunsch, sich ein Stück der Schiffe zu sichern - ob für den Garten oder den Schreibtisch - scheint es nicht zu geben. "Anfragen zur Sicherung eventueller Erinnerungsstücke haben dem Landkreis nicht vorgelegen", hieß es im Landratsamt in Stendal. Abbruchunternehmer Geistlinger allerdings sind fünf Anker in Fischbeck geklaut worden. Das dürften aber eher Schrottdiebe gewesen sein.