Papst Johannes Paul II. hat am Sonntag, dem vierten Tag seiner Kroatien-Reise, in der Hafenstadt Rijeka eine Messe gefeiert. Bei Temperaturen von 36 Grad machte der 83-jährige Kirchenführer einen erschöpften und müden Eindruck. Etwa 150 000 Menschen waren zur Messe unter freien Himmel gekommen. Am Montag endet der Kroatienbesuch mit einem Gottesdienst in der Adria-Stadt Zadar. Es ist die 100. Auslandsreise des Papstes.
Der Papst saß zeitweise in sich zusammengesunken vor dem Altar. Die Strapazen der Reise waren ihm deutlich anzusehen. Auch bei der Eucharistiefeier (Abendmahl) blieb er sitzen. In seiner kurzen Predigt betonte er den Wert von Ehe und Familie in der Gesellschaft. "Die Gesellschaft ist auf dramatische Weise zersplittert und geteilt. Daher gibt es so viel verzweifelte Unzufriedenheit", rief er den Gläubigen zu. Auch Ministerpräsident Ivica Racan nahm an der Messe teil.
Beobachter sprachen von einer Reise ohne Höhepunkte in Kroatien. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit war das Programm stark eingeschränkt. Meist hielt der Papst lediglich eine Messe am Tag und hatte ansonsten keinen öffentlichen Verpflichtungen. Auch seine Predigten waren meist sehr kurz. Im Gegensatz zu vielen Reisen zuvor gab es in Kroatien auch kein Treffen mit der Jugend.
Papst-Sprecher Joaquín Navarro-Valls deutet an, dass vermutlich auch die für August geplante Reise in die Mongolei verschoben werde. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche leidet an der Parkinson-Krankheit und kann zudem nicht mehr gehen. Seit Ostern sitzt er im Rollstuhl.
Am Samstag waren bei tropischen Temperaturen während einer Messe in der ostkroatischen Stadt Osijek drei Menschen gestorben. Sie erlitten einen Herzinfarkt. In der Stadt, in der es Anfang der 90er Jahre schwere Kämpfe zwischen serbischen und kroatischen Truppen gegeben hatte, rief der Papst zur Versöhnung auf. Die Kirchen müssten beim Wiederaufbau mithelfen.
Das Oberhaupt der Katholiken hatte trotz Attentatsdrohungen an seinen Reisepläne festgehalten. Die Morddrohungen stammen nach Angaben der kroatischen Regierung von einer bisher unbekannten Islamischen Front el Mudschahedin und seien per E-Mail bei den Behörden eingegangen. Papst-Sprecher Navarro sowie die kroatischen Sicherheitsbehörden zweifelten aber an der Glaubwürdigkeit der Drohungen.