Phishing-Nachrichten "Mama, ich habe mein Handy verloren" – Verbraucherzentrale erklärt Betrugsmasche

Frau liest nachdenklich auf ihrem Smartphone.
Ähnlich wie beim Enkeltrick haben es die Betrüger bei dieser Masche auf besorgte Eltern abgesehen (Symbolbild)
© Picture Alliance
Mit täuschend echten Phishing-Nachrichten von unbekannten Nummern setzen Betrüger Eltern und Verwandte immer häufiger in Alarmbereitschaft. Die Verbraucherzentrale klärt auf, wie man sich bei der perfiden Betrugsmasche verhalten sollte. 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei RTL.de.

Eine SMS von einer unbekannten Nummer, mit der Bitte um Hilfe vom eigenen Kind oder engen Freunden versetzt uns alle in Alarmbereitschaft. Diese Sorge nutzen Betrüger aktuell aber wieder vermehrt aus – mit sogenannten Phishing-Nachrichten. Experten von der Verbraucherzentrale erklären, wie Sie diese Nachrichten erkennen und was Sie dann tun müssen.

"Ich war sofort in Sorge, dass meinem Kind etwas passiert ist"

"Mama, ich habe mein Handy verloren, benutze mein altes Handy und habe eine neue Nummer", so beginnt die SMS, die Susanne R. von einer ihr unbekannten Nummer erhält. Die Tochter befindet sich zu der Zeit im Urlaub, die Geschichte aus der Nachricht ist für sie also glaubhaft.

"Ich war sofort in Sorge, dass meinem Kind etwas passiert ist", erinnert sie sich im Gespräch mit RTL. Doch etwas am Ton der Nachricht kommt ihr seltsam vor. Ihre Tochter schreibt eigentlich anders. Um sicherzugehen, dass es sich nicht um eine Betrugsmasche handelt, schreibt sie zurück: "Wer ist denn noch bei dir?" Binnen weniger Minuten erhält sie eine Gegenfrage als Antwort: "Warum?"

Zu diesem Zeitpunkt versucht die besorgte Mutter, die Mitreisenden zu erreichen: "Ich hatte Zweifel an der Echtheit, habe dann versucht, den Vater zu erreichen, der bei ihr sein sollte." Als auch der ihr nicht weiterhelfen kann, stellt sie eine einfache, aber clevere Bitte: "Schick bitte mal ein Bild von dir". Zurück kommt: "Nein, ich bin noch auf der Arbeit." "In dem Moment wusste ich, dass die Geschichte nicht stimmen kann", erzählt sie.

Betrugsmaschen werden immer detailreicher

Susanne R. hat genau richtig reagiert. Eine Recherche der Nummer zeigt: Viele andere waren gutgläubiger und sind auf die wenig später folgenden Bitten um Geld eingegangen. Die Betrüger nutzen die Sorge der Verwandten aus.

Dahinter steckt der weitläufig bekannte Enkel-Trick, bei dem sich Betrüger am Telefon bei älteren Menschen als deren in Not geratene Kinder oder Enkelkinder ausgeben und um Geld bitten. Mit dem Fortschritt der Technik entwickeln sie auch ihre Masche weiter.

"Gerne sind das angebliche Bestätigungen, dass ein Paket geliefert werden soll, oder auch die Nachricht, man hätte eine neue Voicemail", erklärt die Verbraucherzentrale auf RTL-Nachfrage.

So reagieren Sie richtig, wenn Sie eine vermeintliche Phishing-Mail bekommen:

Der Verbraucherzentrale sind massenweise Fälle wie dieser bekannt. Nicht immer handelt es sich um Geldbitten. "Gerne sind Betrüger auf Daten und/oder Passwörter aus, zum Beispiel für den Online-Banking Account", erklärt Simone Bueb von der Verbraucherzentrale Bayern. "Oder aber den Verbrauchern wird durch das Klicken auf einen Link eine Schadsoftware aufgespielt, die dann zum Beispiel alle Daten und Kontakte abfragt."

Die Experten der Verbraucherzentrale erklären, wie man am besten reagieren sollte:

  1. Kein Geld überweisen: "Auf keinen Fall sollte man vorschnell antworten oder gar überlegen, tatsächlich Geld zu überweisen", erklärt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW.
  2. Daten anschauen: "Der erste Blick sollte auf die Kontaktdaten des Absenders fallen. Falls die Telefonnummer, oder die E-Mail-Adresse unbekannt ist, sollten spätestens dann die 'Alarmglocken schellen'", so Scherfling. "Aber auch falls es die echten Kontaktdaten sind, heißt das noch nicht, dass die Nachricht auch echt ist. Es kann auch sein, dass der E-Mail-Account des Freundes gehackt oder das Smartphone gestohlen worden ist."
  3. Freund direkt kontaktieren: "Man sollte den Freund beziehungsweise den guten Bekannten direkt kontaktieren. Achtung: Nicht den Weg nutzen, auf dem man kontaktiert wurde, sondern die 'echten' Kontaktdaten, die man kennt, verwenden", erklärt der Verbraucherschützer.
  4. Gemeinsame Kontakte anschreiben: "Sollte das nicht zum Erfolg führen, gibt es bestimmt gemeinsame Bekannte oder die Familie des Freundes, mit denen man sich besprechen kann, die möglicherweise verlässliches Wissen haben oder gegebenenfalls eine Kontaktmöglichkeit kennen", erklärt Ralf Scherfling.
  5. Zur Polizei gehen: An dem Punkt angekommen, sollte man Strafanzeige wegen versuchten Betrugs stellen.

Sollte es für diese Schritte zu spät sein und Sie aus Sorge bereits Geld überwiesen habe, hilft die Verbraucherzentrale bei den weiteren Schritten auf ihrer Homepage weiter.

RTL.de/Lauren Ramoser

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