Ein Sohn der sogenannten Schwarzen Witwe soll im niedersächsischen Bodenfelde an der Weser jahrelang einen Mann wie einen Sklaven gehalten und ausgebeutet haben. Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat gegen den 46-Jährigen deshalb jetzt Anklage erhoben. Sie wirft ihm Freiheitsberaubung, räuberische Erpressung und Körperverletzung vor. Der Mann habe sein heute 38 Jahre altes Opfer mit Gewalt und Drohungen eingeschüchtert und dazu gezwungen, ohne Lohn für ihn zu arbeiten, sagte Sprecher Andreas Buick am Donnerstag. Zudem habe er seinem verängstigten Opfer jahrelang die Sozialhilfe-Schecks abgenommen.
Der Angeklagte ist der ältere Sohn von Lydia L., der "Schwarzen Witwe" von Bodenfelde. Die 69-Jährige war im Juli dieses Jahres für eine Mordserie an vier älteren Männern zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Um an das Vermögen der Senioren zu gelangen, hatte sie einen von ihr psychisch abhängigen Gehilfen beauftragt, die Opfer zu töten.
Auch der Sohn von Lydia L. hatte einen solchen von ihm abhängigen Helfer. Der ausgebeutete Sozialhilfeempfänger hatte zunächst in einem Haus der "Schwarzen Witwe" als Mieter gewohnt. Laut Staatsanwaltschaft hat der Sohn der früheren Prostituierten den sozial isolierten Mann nach einiger Zeit mit aggressivem Auftreten dazu gezwungen, in einen ausrangierten Bauwagen auf seinem Grundstück zu ziehen.
In diesem von Zeugen als völlig verdreckt und verwahrlost beschriebenen Wagen habe der berufslose Mann dann jahrelang hausen müssen. Sein Peiniger, so die Anklage, habe ihn mit Schlägen - unter anderem mit einer Peitsche - und Drohungen zu unentgeltlicher Arbeit genötigt. Er soll ihn dabei immer wieder auch als Sklaven bezeichnet haben. Zudem habe der 46-Jährige den hilflosen Mann so eingeschüchtert, dass dieser es vor lauter Angst nicht wagte, aus Bodenfelde zu flüchten.