Es war das Event des Tages – im Sauerland sicher größer als die Krönung am Samstag in London: Die Sprengung der bis zu 70 Meter hohen, gut 450 Meter langen und 17.000 Tonnen schweren Rahmede-Talbrücke an der Autobahn 45 am Sonntagmittag im Sauerland. Etwa 150 Kilogramm Sprengstoff waren zuvor an den Brückenpfeilern in 2035 Bohrlöchern angebracht worden.
Am Mittag um 12 Uhr wurde das Bauwerk gesprengt und stürzte in ein gewaltiges Fallbett aus 100.000 Kubikmetern Erde. Anschließend wurde das Ergebnis überprüft. Der Sprengbereich in Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen wurde zuvor nach Angaben der Autobahn GmbH aus Sicherheitsgründen in einem Radius von rund 300 Metern abgesperrt. Rund 110 Absperrposten wurden eingerichtet. Die unmittelbar an der Brücke gelegenen Häuser wurden mit Seecontainern als Pufferwand abgesichtert. Damit die Bevölkerung trotzdem das Sprengspektakel miterleben konnte, gab es Live-Übertragungen im TV. In Lüdenscheid fand sogar ein größeres Public Viewing mit Bühnenprogramm in der Innenstadt statt, wo nach der Sprengung weitergefeiert wurde.
Rahmedetalbrücke bereits seit 2021 voll gesperrt
Die Brücke war seit dem 2. Dezember 2021 vollständig gesperrt, die wichtige Nord-Süd-Achse Frankfurt bis Dortmund unterbrochen. Die Folgen sind gravierend. Vor allem Lüdenscheid und die gesamte Region leiden unter Stau-Chaos, Lärm- und Abgasbelastung, stockendem Lieferverkehr, Fachkräfte-Abwanderung und Umsatzeinbußen. Einem schnellstmöglichen Neubau der Brücke wird laut Bundesverkehrsministerium Top-Priorität eingeräumt.
Für die Menschen, die von der bestehenden Brücken-Vollsperrung schwer betroffen seien, bedeute der Sprengabbruch "ein erstes sichtbares Zeichen des Fortschritts nach 17 Monaten Stillstand", sagte der Sprecher der Bürgerinitiative A45 Lüdenscheid, Heiko Schürfeld, der Deutschen Presse-Agentur kurz vor der bundesweit beachteten Aktion. "Für uns ist der heutige Tag allerdings kein Tag zum Feiern, denn die Probleme in der Region sind mit der gesprengten Brücke nicht gelöst."
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Der Sprecher betonte: "Die Belastungen der Bürger, der Unternehmen und besonders die gesundheitlichen Belastungen der direkten Anwohner gehen unvermindert weiter." Es brauche daher endlich ein Durchfahrtsverbot für schwere Lastwagen, die Tag für Tag zu Tausenden auf den Umleitungsstrecken durch Lüdenscheid donnerten. "Weiterhin fordern wir die Politik auf, endlich gemeinsam zu handeln, gesetzliche Grundlagen für weitere schnelle Brückenprojekte zu schaffen und den Bau der neuen Brücke effektiv und zügig voranzutreiben."