NDR-Doku über abgeschobene Roma Wie zwei Hamburger Rentner ihre Freunde in Serbien suchen

Ein Rentnerpaar ist genervt, als Flüchtlinge in ihren Wohnblock ziehen. Doch aus den Fremden werden Freunde, bis sie verschwinden - abgeschoben. Das Ehepaar macht sich auf die Suche.

Das Ehepaar Hermes ist nicht gerade glücklich, als ausgerechnet in ihrer Nachbarschaft Flüchtlinge untergebracht werden. Laut seien sie. Und fremd. So anders. Und überhaupt, das seien doch eh alles "Wirtschaftsflüchtlinge". Nein, so etwas hat es in dem gut-bürgerlichen Lokstedt, einem Stadtteil Hamburgs, noch nicht gegeben. Dort, wo der Rasen fein-säuberlich gemäht ist zwischen den Gelbklinkerhäusern und sich alle an die Hausordnung halten. Und dann kommt es noch schlimmer: Eine Roma-Familie zieht direkt über ihnen ein. Mit vier Kindern. Vorbei ist es mit dem Idyll.

So beginnt die Geschichte der Familie Hermes - und sie könnte sich so überall in Deutschland abspielen. In der Dokumentation des Norddeutschen Rundfunks "Hilfe, die Roma sind weg" geht es um Ängste und Vorurteile anderen Kulturen gegenüber, um Berührungsängste mit dem Fremden. Doch es soll ganz anders kommen: Das Ehepaar Hermes, beide schon über 70 Jahre alt, freundet sich mit der Familie Radu aus Serbien, die vor Arbeitslosigkeit und Armut geflohen ist, an. Sie helfen bei Arztterminen und bei Behördengängen, spielen mit den Kindern und machen Ausflüge mit den Eltern.

Eine Erfolgsgeschichte für geglückte Integration? Ein Happy End in Zeiten von Pegida und Co.?

Und plötzlich sind sie weg

Als das Ehepaar Hermes eines Tages nach Hause kommt, ist die Wohung über ihnen leer. Familie Radu wurde abgeschoben, weil Serbien als sicherer Drittstaat gilt. Ihre Hoffnung auf ein besseres Leben für ihre Kinder ist kein Grund, um Asyl in Deutschland zu bekommen. Die Hermes sind geschockt. Und handeln: Das Rentnerpaar, das noch nie den deutschsprachigen Raum verlassen hat, packt Hilfspakete - und reist auch selbst nach Serbien. Dort trifft das Ehepaar auf das karge Leben der Radus. Und "Mutti", wie Frau Hermes von den neuen Freunden genannt wird, krempelt die Ärmel hoch, um der Roma-Familie in ihrer alten Heimat zu helfen.

Die NDR-Dokumentation erzählt von alltäglichen Vorurteilen und kleinbürgerlichen Spießern, von hilflosen Alteingesessenen und Neuankömmlingen - aber vor allem von Freundschaft und Verantwortungsgefühl über Ländergrenzen hinweg. Und das macht Hoffnung.

Die Dokumentation kann man in der NDR-Mediathek sehen. Im Fernsehen wird sie am 12.Juni um 21:15 im NDR ausgestrahlt.

Katharina Grimm

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