Schweiz stellt Weltrekord für "längsten Personenzug der Welt" auf
Fast zwei Kilometer langNeuer Weltrekord: In der Schweiz fährt der "längste Personenzug der Welt"
Berge und Viadukte – der 25 Kilometer lange Abschnitt zwischen Thusis und St. Moritz in Graubünden ist Teil einer der schönsten Bahn-Strecken der Schweiz. In dem Zug hätten theoretisch mehr als 4000 Menschen Platz. An Bord befanden sich aber nur 150 Gäste.
Mit 150 Passagieren an Bord rollte der fast zwei Kilometer lange Rekord-Zug auf der Unesco-Weltkulturerbestrecke zwischen Thusis und St. Moritz durch die Schweiz. Ein großes Spektakel in einer malerischen Landschaft, das einen neuen Weltrekord aufstellte.
Ein fast zwei Kilometer langer Zug, eine malerische Strecke und fantastisches Wetter: Mit diesen Zutaten hat die Rhätische Bahn in der Schweiz am Samstag Eisenbahn-Geschichte geschrieben. 25 aneinandergehängte vierteilige Triebzüge haben auf einer knapp 25 Kilometer langen Strecke in Graubünden einen Weltrekord aufgestellt.
Schweiz: 150 Passagiere an Bord des Rekord-Zuges
Seyda Subasi, Rekordrichterin des Guinness-Buchs der Rekorde, hat den Zug am Freitag vermessen lassen. Weil unter ihren strengen Augen alles funktionierte, kommt die Rhätische Bahn nun mit dem "längsten Reisezug der Welt auf Schmalspur" in das Guinness-Buch der Rekorde. Mit dem Spektakel wollte die Rhätische Bahn einen Beitrag zum 175-Jahr-Jubiläum der Schweizer Bahnen SBB leisten. Man wollte "eine Pioniertat realisieren, die es so noch nie zu sehen gab", sagte Renato Fasciati, Direktor der Rhätischen Bahn, im Juli.
Mit einer Viertelstunde Verspätung und 150 Passagieren an Bord setzte sich die Rekord-Bahn in Bewegung. Wie eine Schlange zog der Zug sich durch die sonnige, herbstliche Berglandschaft. An einigen Stellen fuhren die vorderen Triebzüge direkt unter den hinteren durch, die noch eine Kehre fahren mussten.
Der spektakuläre Höhepunkt der Fahrt kam ganz zum Schluss, um 15.34 Uhr: Da hat der Weltrekordzug das legendäre Landwasserviadukt überquert. Die 120 Jahre alte Brücke aus Kalkdolomit mit sechs Bögen führt in einer Kurve über das Landwassertal. Das Viadukt ist rund 140 Meter lang und 65 Meter hoch und eines der berühmten und viel fotografierten Wahrzeichen Graubündens und der Rhätischen Bahn.
Sieben Lokführer müssen gleichzeitig bremsen
Die größte Herausforderung war die Koordination unter den sieben Lokführern: Sie mussten genau gleichzeitig beschleunigen oder bremsen, um den etwa 3000 Tonnen schweren Zug genau auf Spur zu halten, wie die Rhätische Bahn erklärte. Dafür hat das Militär ein Feldtelefon mit Kabel vom ersten bis zum letzten Lokführer zur Verfügung gestellt. Denn weder per Funk noch Handy hätte wegen der vielen Tunnel auf der Strecke sonst überall gleichzeitig Empfang gewährleistet werden können.
Den Ablauf der Bremsmanöver erklärte Lokführer Christoph Benz auf Blick-TV: Das Kommando habe Projektleiter Peter Klima im ersten Führerstand jeweils gegeben. Zum Beispiel: "Achtung: wir bremsen jetzt mit 20 Prozent Bremsenergie. Drei, zwei, eins – BREMSEN!"
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Instagram integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Der Zug fuhr mit 35 Kilometern in der Stunde auf der Unesco-Weltkulturerbestrecke zwischen Thusis und St. Moritz. Die Strecke von Preda über Bergün und über das Landwasserviadukt führte über Brücken und durch Kehrtunnel, die an der Strecke nötig sind, um auf kleinem Raum große Höhenunterschiede zu überwinden. Es ging auf den knapp 25 Kilometern insgesamt 789 Höhenmeter abwärts. Den Weltrekordversuch bergauf zu machen, war aber nie eine Option. Es wäre in Zeiten, in denen die Schweizer Landesregierung zum Stromsparen aufruft, auch politisch ein verheerendes Signal. Die gesamte Fahrt dauerte laut der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" etwas mehr als eine halbe Stunde.
Werbekampagne für die Schweizer Bahn
Die Rhätische Bahn sagt übrigens, ihres Wissens habe es noch nie einen längeren Reisezug gegeben. Der Zusatz "auf Schmalspur" war nötig, weil in der Kategorie "längster Personenzug" als Bedingung vorgesehen ist, dass nur eine Zugmaschine Waggons zieht. "Da unsere Weltrekord-Komposition mit 25 vierteiligen Triebzügen nicht mit einem lokbespannten Zug mit angehängten Wagen vergleichbar ist, findet der Rekord in einer neuen Kategorie statt: Längster Reisezug der Welt auf Schmalspur", sagte Yvonne Dünser von der Rhätischen Bahn der DPA.
Für die Bahn-Gesellschaft ist die Aktion auch eine Werbe-Kampagne. "Aufmerksamkeit für die Rhätische Bahn", wünscht sich RhB-Chef Renato Fasciati. Nach zwei Jahren Einbußen durch die Pandemie hoffe man, wieder mehr Reisende in die Bahn zu locken. Das Spektakel hat jedenfalls zahlreiche Schaulustigen angelockt, die die Strecke schon am Morgen gesäumt hatten, um die besten Plätze auf Wiesen, Felsen und in Waldlichtungen zu ergattern.