Ibiza-Drug-Mule Sex, Morde und ein Schönheitssalon – Drogen-Kurierin spricht über den härtesten Frauenknast von Peru

Michaella McCollum (r.) und Melissa Reid (l.) während ihres Prozesses 2013.
Michaella McCollum (r.) und Melissa Reid (l.) während ihres Prozesses 2013.
© Paolo Aguilar / Picture Alliance
Michaella McCollum wollte aus der irischen Tristesse ausbrechen und landete als Drug-Mule im Gefängnis. Sie glaubt, das harte Leben im Knast habe einen besseren Menschen aus ihr gemacht.

Michaella McCollum wurde 2013 gemeinsam mit Melissa Reid weltberühmt. Die naive Kellnerin lebte auf Ibiza. Als das Geld nach der Saison knapp wurde, ließ sie sich beschwatzen, Drogen aus Lima zu holen. Doch dort wurden die beiden geschnappt. Schon damals war die Reaktion der Öffentlichkeit gemischt. Ohne Frage wollte das Paar Drogen im Wert von 1,5 Millionen Euro nach Spanien bringen. Doch die beiden waren so naiv und ahnungslos, dass niemand glaubte, sie hätten die Haft in der härtesten Frauenstrafanstalt Perus wirklich verdient. Michaella McCollum war so ungebildet, dass sie bis zum Abflug nicht bemerkte, dass Lima gar nicht in Spanien lag. "Keine Ahnung. Ich dachte, es wäre eine andere spanische Stadt." 2016 wurde Michaella McCollum vorzeitig entlassen, nun spricht sie in der Dokumentation "Confessions Of An Ibiza Drug Mule" über ihre Zeit im Gefängnis von Ancon.

Ausbruch aus einem grauen Leben

Ihre Geschichte begann im Sommer 2013. Sie wollte unbedingt ihre Heimatgemeinde in Nordirland verlassen. Weg aus dem Regen, weg von einer Familie ohne Vater, weg von einem Ex-Freund, der sie missbraucht hatte, und überhaupt weg von der Atmosphäre der Gewalt, die immer noch über Nordirland lag. Sie wollte dorthin, wo alles ganz anders war als daheim: Sie wollte auf die sonnige Party-Insel Ibiza. Sie war hübsch und jung und fand sofort einen Job als Kellnerin.

Im Gefängnis von Ancon war sie in einer Hölle gelandet, von der sie zuvor nicht einmal geträumt hatte. "Der ganze Ort war einfach so toxisch, alles daran war giftig, die Mehrheit der Menschen waren toxisch", sagte sie der BBC. Es sei verrückt und immer laut gewesen. "So wie im Zoo."

Angst vor einem Anschlag

Sie hatte Angst vor Racheakten, in Ancon herrschten Banden und sie hatte einen Deal mit der Staatsanwaltschaft gemacht. Sich schuldig bekannt, um früher raus zu kommen. Ein peruanischer Anwalt sagte der BBC, es sei kein Problem, einen Menschen in einem peruanischen Gefängnis zu töten. "Das ist ein Geschäft von zwei oder drei Sekunden." Doch McCollum war zu unbedeutend, als dass irgendein Kartell ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt hätte.

Im Knast herrschte Gewalt. Eine ihrer Mitgefangenen saß ein, weil sie ihr Kind getötet hatte. Sie hatte herausgefunden, dass ihr Mann sie betrog. Also tötete und schlachtete sie das gemeinsame Kind und verfüttert es an ihren Mann mit dem Eintopf. Während McCollum eingeschüchtert versuchte, nirgendwo anzuecken und nicht aufzufallen, ging es um sie herum hoch her. Partys wie in Ibiza nur jetzt in dem überbelegten Gefängnis. "Ich hatte noch nie Leute gesehen, die so offen mit ihrer Sexualität umgingen. Ich war schockiert, dass sie ganz offen Sex hatten. Ich fühlte mich unwohl, dass das so nah bei mir passierte." Eines Tages stach eine Insassin auf ein Mädchen mit einer langen Nadel ein. "Sie sprang einfach los über den Tisch und fing an, dieses andere Mädchen anzugreifen, das Blut und die Haare waren überall."

Die Gefängnisse waren voller Kakerlaken. "Sie versteckten sich tagsüber, wenn ich ins Bett ging, hörte man sie hochkrabbeln. Ich habe mich immer nur mit einem Laken zugedeckt und gehofft, dass sie nicht auf mich krabbeln."

Aufstieg in der Hierarchie

Nach ein paar Monaten beruhigte sie sich. Anders als in ihrem Leben vor der Haft fing McCollum an, hart zu arbeiten. Sie lernte Spanisch, damit sie sich verständigen konnte. Vermutlich half es ihr, dass sie eine Fremde war und in den Konflikten der Insassengruppen als "neutral" galt. So durfte sie die Leitung des "Schönheitssalons" übernehmen. Eine wichtige Institution in einem südamerikanischen Frauengefängnis. Mochte es auch an allem fehlen, so gibt es doch immer irgendeinen Salon. "Ich bekam den Job und machte Haarbehandlungen, Färben und Schneiden, Föhnen, Wachsen, Nägel, Massage. Ich hatte keine echte Qualifikation. Ich habe es einfach gemacht und ich war gut darin. Ich hatte eine Menge Kunden."

Zusätzlich wurde sie Vertrauensfrau. "Ich besorgte Wasserfilter, damit wir alle sauberes Wasser und eine Mikrowelle hatten, und wir veranstalteten Abende, an denen wir eine Stunde tanzten."

Rettung durch "Fernando"

Ihre frühzeitige Entlassung war ein Glücksfall und nicht auf das Bemühen der Behörden zurückzuführen. Durch Zufall lernte sie einen "Fernando" kennen. Der arbeitete im Gericht. Gegen entsprechende Bezahlung sorgte Fernando dafür, dass die Bewährungsgesuche der Frauen bearbeitet und nicht vergessen wurden. McCollum zahlte, Fernando legte sich für die Mustergefangene ins Zeug und prompt kam sie frei. Kaum draußen, half sie, die Entlassung von Melissa Reid zu "beschleunigen".

"Wenn man so jung ist, weiß man so wenig. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht und bereue ihn, aber das, was das Gefängnis mich gelehrt hat, hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin, und das ist ein besserer Mensch, als ich sonst gewesen wäre."

Quelle: BBC

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