Die Abschlussfeier ist für viele Schüler:innen ein wichtiges Ritual zum Schulabschluss, bei der ihre Leistungen gewürdigt werden und das Ende eines Kapitels gefeiert wird. In einem Vorort von Sydney mussten vergangene Woche einige Schülerinnen der zehnten Jahrgangsstufe auf ihre Abschlusszeremonie unfreiwillig verzichten – die Schule verweigerte ihnen die Teilnahme, weil sie Acrylnägel oder farbigen Nagellack trugen.
Damit hätten die betroffenen Schülerinnen laut der "Mackellar Girls School" im Vorort Manly Vale gegen Vorgaben der Schule zum äußeren Erscheinungsbild verstoßen. Statt wie ihre Mitschülerinnen vor ihren Familien auf die Bühne gerufen zu werden, wurden sie laut Berichten australischer Medien auf verschiedene Klassenzimmer aufgeteilt, wo sie den Weihnachtsfilm "Der Grinch" hätten schauen müssen.
Darüber, wie viele Schülerinnen genau von der Zeremonie ausgeschlossen wurden, herrscht Uneinigkeit. Eltern berichten laut Medienberichten von über 57, teilweise auch von 70 Schülerinnen. Das Bildungsministerium von New South Wales bestätigt laut "The Manly Observer", dass 57 Schülerinnen nicht an der Zeremonie teilnehmen durften, gibt aber an, bei einem Großteil der Mädchen sei ihr Zuspätkommen der Grund dafür gewesen. Wegen Verstößen gegen die Kleiderordnung sei nur 20 Mädchen die Teilnahme verweigert worden. Bei der Zeremonie anwesende Eltern bestreiten diese Version.
Eltern beschweren sich über Vorgehen von Mädchenschule bei Sydney
Gegenüber "The Manly Observer" berichtete eine Mutter, die Zeremonie habe sich wegen der disziplinarischen Maßnahmen gegenüber der Mädchen zunächst um etwa eine Stunde verspätet, in dem Saal habe zunächst niemand gewusst, wieso. Dann hätten mehrere Schülerinnen ihre Eltern aus den Klassenzimmern heraus angerufen, um ihnen zu sagen, dass sie nicht in den Saal kommen dürfen. Das Schulpersonal soll die Eltern über die Situation zu keinem Zeitpunkt informiert haben.
Nach Protesten von Eltern durften einige Schülerinnen schließlich hinten im Saal stehend der Versammlung zuschauen. Jedoch durften sie nicht auf die Bühne kommen, ihre Namen seien bei der Zeugnisvergabe auch nicht vorgelesen worden. Die Zeugnisse hätten sie erst nach der Zeremonie erhalten. Gegenüber "News.com" sagte eine Mutter, damit habe die Schule so getan, als existierten die Mädchen gar nicht.
Außerdem sollen die Schülerinnen laut Berichten einer Mutter offenbar nach dem Schweregrad ihres Verstoßes gegen die Kleiderordnung eingeteilt worden sein. Das heißt: Schülerinnen, die etwa zusätzlich falsche Wimpern trugen, mussten in den Klassenzimmern bleiben, während einige Schülerinnen, die bloß helle Acrylnägel trugen, schließlich in den Saal und der Zeremonie zumindest zuschauen durften.
Viele Eltern der Schülerinnen haben kein Verständnis für das rigorose Vorgehen der Schule und äußerten sich verärgert in sozialen Medien. Die Maßnahmen seien grausam und nicht zeitgemäß, hieß es dort in einigen Kommentaren. Eine Mutter schrieb in einem Beschwerdebrief an die Schule, sie ignoriere und zerstöre die jahrelangen schulischen Leistungen der Mädchen. Gegenüber "10 News First Sydney" sagte eine Mutter, Schulen sollten bei Vorschriften zum äußeren Erscheinungsbild flexibler sein. Fingernägel sagten nichts über die schulischen Leistungen oder persönlichen Eigenschaften eines Menschen aus.
Bildungsministerium: Schülerinnen sollen über Kleidungsvorschriften informiert worden sein
Die Schülerinnen seien im Vorfeld über Ansprüche an die Kleidung und das Auftreten der Schülerinnen informiert worden und dabei auch explizit auf die Vorgaben für Fingernägel hingewiesen worden, heißt es vom Bildungsministerium von New South Wales. Die Mutter einer betroffenen Schülerin sagte allerdings gegenüber "Yahoo News Australia", dass den Schülerinnen zuvor versichert worden sei, solange ihre Nägel natürlich aussähen, gebe es kein Problem. Nur "unnatürlich gefärbte" Nägel seien als Tabu kommuniziert worden, weshalb viele der betroffenen Schülerinnen sich extra "French Nails" hätten machen lassen – Nägel in einem hellen Design.
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In einer E-Mail der Schulleiterin, die dem "Manly Observer" vorliegt, soll diese den Eltern mitgeteilt haben, dass die geäußerten Bedenken zum Vorgehen der Schule nun überprüft würden.
Quellen: "Yahoo News Australia", "Yahoo Life", "News.com Australia", "Manly Observer", Twitter, Facebook