Temperatursturz in New York Klirrende Kälte friert die USA ein

Es bleibt arktisch in den USA. Nach Chicago und Indianapolis müssen nun auch die Menschen in New York und Neuengland bibbern. Mehr als 4300 Flüge wurden aufgrund der Kälte bereits gestrichen.

Die Menschen in Chicago und Indianapolis wissen mit klirrender Kälte umzugehen - minus 15, minus 20 Grad sind im Norden der USA keine Seltenheit. Die Autos werden am Morgen in der Garage vorgeheizt, die Menschen tragen moderne Thermokleidung, man richtet sich ein. Doch was Millionen Menschen in den #link;http://www.stern.de/panorama/winterliches-chaos-an-amerikas-ostkueste-schneesturm-legt-nordosten-der-usa-lahm-2080862.html;nördlichen Regionen der USA derzeit durchstehen müssen#, hat eine andere Dimension. "Die Kälte macht uns richtig Angst", sagte Greg Ballard, Bürgermeister von Indianapolis.

In der Indiana-Metropole fiel das Thermometer am Montag auf minus 25 Grad - angesichts des eisigen Polarwindes herrschte eine gefühlte Temperatur von minus 41 Grad. "In nur wenigen Minuten im Freien kriegen die Leute Frostbeulen. Sie werden (an den Gliedern) taub spüren nicht einmal, dass sie Frostbeulen kriegen", warnte Ballard. Damit die Leute nicht im Auto erfrieren, zog der Bürgermeister die Notbremse: Fahrverbot in der Stadt.

In der Nacht zum Dienstag erreichte die Kaltfront auch den Nordosten der USA. So erwartet die Millionenmetropole New York binnen 24 Stunden einen dramatischen Temperatursturz von milden zwölf Grad Celsius auf minus 14 Grad. Auch in den Neuengland-Staaten riefen die Behörden die Bevölkerung auf, sich auf beißende Kälte und eisige Windböen vorzubereiten.

Selbst Meteorologen können kaum glauben, was derzeit im Norden der USA passiert: In Fargo in North Dakota sollte die gefühlte Temperatur auf sage und schreibe minus 60 Grad Fahrenheit sinken - das sind minus 51 Grad Celsius. "Ich kann mir eine solche Temperatur gar nicht vorstellen", räumte selbst die Meteorologin des TV-Senders CNN ein.

"Polar voltex", nennen die Experten das gegenwärtige Wetterphänomen. In Kurzform: Die eiskalte Luft strömt direkt aus dem Polarkreis in die USA. Montag war erst "Tag eins" der Kältewelle, die bis Wochenmitte eher noch grimmiger werden dürfte.

Die Ironie der gegenwärtigen Wetterlage aber ist, dass es etwa in ansonsten kältegewohnten Gebieten wie in Alaska derzeit deutlich wärmer ist als in Atlanta im Südstaat Georgia oder in Memphis in Tennessee. Minus vier Grad Celsius waren es am Montag in Atlanta, noch mehr bibbern mussten die Südstaatler bei minus elf (gefühlt: minus 22) in Memphis. "Das ist kälter als in Moskau", ordnete ein lokaler Wettersender die Kapriolen ein.

Doch die Amerikaner trotzen der Kälte, so gut sie können. In vielen Gegenden bleiben die Schulen geschlossen, mancherorts raten die Behörden den Leuten, zu Hause zu bleiben - und der Verkehr leidet ohnehin unter dem Super-Frost. Bereits am Montag wurden in den USA mehr als 4300 Flüge gestrichen. Über 6000 waren laut der Website flightaware.com verspätet.

Auch die Raumfahrt musste sich der Kälte beugen. Wie die Weltraumbehörde Nasa mitteilte, wurde der Start des privaten Raumfrachters "Cygnus" zur Internationalen Raumstation ISS wegen der eisigen Temperaturen um mindestens einen Tag verschoben. Er soll jetzt frühestens am Mittwoch auf dem Weltraumbahnhof der Wallops Flight Facility im US-Staat Virginia abheben.

DPA
Peer Meinert, DPA/AFP

PRODUKTE & TIPPS