Die Liebe vieler US-Amerikaner zu ihren Waffen ist groß. Besonders groß ist diese Liebe in Texas. Der US-Bundesstaat hat eines der lockersten Waffengesetze. Daher mag eine Aktion in Houston zunächst überraschen. Die Polizei hatte dazu eingeladen, Waffen abzugeben, wie die BBC berichtet.
In einem Videos des Senders ist eine lange Schlange von Autos zu sehen, hunderte Menschen seien dem Aufruf gefolgt, heißt es. Ziel der Aktion war es laut Polizei, unbenutzte und unerwünschte Waffen aus dem Verkehr zu ziehen, um sicherzustellen, dass sie nicht missbräuchlich verwendet werden und in den falschen Händen landen.
Eine Frau, die eine Handfeuerwaffe abgibt, wird mit den Sätzen zitiert: "Ich brauche sie nicht. Ich möchte nicht, dass sie aus meinem Haus gestohlen wird und ich bekomme einen Gutschein von 150 Dollar dafür." Ein Mann sagt: "Ich werde meine Waffen haben, aber ich glaube einfach, dass es so viele von ihnen gibt."
Mann in Texas: "Amerika braucht mehr Waffen, sie sind großartig"
Dass die Aktion dafür sorgen könnte, dass mehr Haushalte in Texas waffenfrei sind, ist jedoch zu bezweifeln. Ein Mann überlegt gar, sich mit dem Geld von der Aktion eine neue Waffe und Munition für sein halbautomatisches Gewehr zu kaufen. Denn das sei, was sich sein Sohn zu Weihnachten wünsche. "Ich habe kein Problem mit Waffen. Amerika braucht mehr Waffen, sie sind großartig", sagt er. Die Waffenvernarrtheit wird Kindern teils von klein auf mitgegeben. Ein Mann, der ebenfalls an der Aktion teilgenommen hat, erzählt dem BBC-Team, dass er schätzungsweise 30 Waffen daheim habe und seinem kleinen Enkelsohn bereits beibringe, zu schießen.
"Irrwitzig" nennt es eine Frau, wie Waffen die Gesellschaft durchsetzt hätten. Dass es in Ordnung sei eine Waffe zu haben und zu schießen. Tatsächlich gibt es in den USA mit ihren rund 330 Millionen Einwohnern mehr Waffen als Menschen. Auch zahlreiche verheerende Massaker haben zu keinem breiten Umdenken geführt.
Durchgeknallt

Katie ist geflüchtet. Aus Kalifornien. Es sei ihr dort zu viel geworden, sagt sie. Zu viel der Gesetze und Regeln. Anders gesagt: In Kalifornien lebten Katie zu viele Anhänger der Demokratischen Partei von US-Präsident Joe Biden. "Unmöglich", sagt sie, "sich da noch wohlzufühlen." Katie und ihr Mann zogen nach Texas. Katie betrachtet den Bundesstaat als Heimat der Patrioten. Viele hier sind Anhänger der Republikanischen Partei von Ex-Präsident Trump. Es sind Leute, die ihre Freiheit lieben. Zum Beispiel die Freiheit, eine Waffe zu kaufen. Oder viele. Katie schießt, seit sie zehn ist. Inzwischen ist sie Mitglied der "Ladies Shooting League" und hat aus ihrem Weltbild ein Geschäftsmodell geschaffen: den "Good Patriot"-Shop. Dort verkauft sie T-Shirts und Sticker mit patriotischen Botschaften. Mit Zitaten aus der Verfassung oder solchen, die es nicht ganz in die Verfassung geschafft haben: "Live Free, stay Armed" – lebt frei, bleibt bewaffnet.
In der texanischen Stadt Uvalde hat ein 18 Jahre alter Schütze in diesem Frühjahr bei einem Massaker an einer Grundschule 19 Kinder und zwei Lehrerinnen getötet (der stern berichtete). In Texas wird jedoch schon bald eine Lockerung des Waffengesetzes kommen: Das Tragen einer Waffe ist in dem US-Bundesstaat ab dem 1. September ohne Genehmigung erlaubt.
Quellen: BBC, Tagesschau, Zeit, ZDF