Der nach tagelanger Suche tot auf Amrum entdeckte Urlauberjunge Sebastian ist nach Polizeiangaben wohl tatsächlich bei einem Unfall ums Leben gekommen. Nach der Obduktion der inzwischen identifizierten Leiche sei davon auszugehen, dass der Zehnjährige auf einem Spielplatz der Insel in einem selbst gegrabenen Sandloch verschüttet worden und erstickt sei, teilten die Beamten am Donnerstag in Husum mit. Hinweise auf Gewalteinwirkung gebe es nicht.
Die Kriminalpolizei setzte am Donnerstag ihre Ermittlungen fort. Unter anderem muss geklärt werden, ob Sebastian das Loch alleine und mit bloßen Händen buddelte. Außerdem werden weitere Zeugen gesucht.
Der aus Österreich stammende Junge war am Sonntag verschwunden und erst am Mittwoch von Polizisten leblos unter Sand verschüttet auf einem Spielplatz direkt an einem Strand der schleswig-holsteinischen Nordseeinsel entdeckt worden. Den entscheidenden Hinweis erhielten die Beamten durch ein zufällig entstandenes Foto, das Sebastian am Sonntag etwa zum Zeitpunkt seines Verschwindens beim Graben in diesem Bereich zeigte. Die Ermittler hatten Touristen und Einheimische um die Zusendung derartiger Videos und Fotos gebeten, um etwaige Spuren in dem rätselhaften Vermisstenfall zu erhalten.
Wie konnte sich Sebastian verschütten?
Einsatzkräfte hatten zuvor tagelang vergeblich nach dem Jungen gesucht. Auch Amrums Nachbarinseln und das Meer wurden einbezogen. Weil auch eine Entführung oder ein anderes Verbrechen nicht ausgeschlossen werden konnte, startete die Polizei eine Öffentlichkeitsfahndung, unter anderem über das Internet-Netzwerk Facebook.
Sebastians Spur hatte sich am Sonntag auf dem Spielplatz verloren, auf dem dann später seine Leiche gefunden wurde. Er hatte dort mit Gleichaltrigen gespielt, bevor er verschwand. Die Untersuchungen zum genauen Unfallhergang dauerten noch an, erklärte die Polizei am Donnerstag.
Auf der Insel rätselten am Donnerstag viele Menschen, wie das Unglück überhaupt passieren konnte. "Wir haben doch alle schon irgendwann einmal Löcher in den Sand gebuddelt, und es ist nix passiert", sagte eine Mutter. Sebastian grub sein Loch unmittelbar neben einer Dünenkette. Dünensand ist besonders feinkörnig und für Sandbauten ungeeignet.
Und warum wurde der Junge trotz intensiver Suche erst nach drei Tagen gefunden? Es war ein normaler Sandspielplatz mit zahlreichen Löchern, Gräben und Buckeln. "Ein weiteres Loch fällt da kaum jemandem auf", sagte Polizeisprecherin Kristin Stielow.
"Ich wünsche mir, dass Sebastaian glücklich im Himmel lebt"
Die Unglücksstelle ist unterdessen zu einer kleinen Gedenkstätte geworden. Familien mit Kindern gingen am Donnerstag zu dem Spielplatz auf der Nordseeinsel. Mit Grablichtern und Kerzen in Gläsern, Blumensträußen und kleinen Briefchen nahmen sie Abschied von dem tödlich verunglückten Schüler. "Ich wünsche mir, dass Sebastian glücklich im Himmel lebt", steht auf einem Zettel, "Sebastian, deine Zeit geht weiter" auf einem anderen.
Aus Trauer um den kleinen Jungen wurden auf der Nordseeinsel viele Fahnen auf halbmast gesetzt. Bei Andachten am Mittwochabend und Donnerstagmorgen nahmen zahlreiche Touristen und Inselbewohner Abschied von Sebastian. An der Unglücksstelle selbst tobten bereits wenige Stunden nach dem Abmarsch der Polizisten wieder unbeschwert Kinder.