Kanada "Incel-Terrorismus" – Teenager soll aus frauenfeindlichem Motiv gemordet haben

Person mit Sturmmaske
Der Attentäter von Halle oder der Osloer Massenmörder haben neben ihrer rechten Gesinnung eines gemeinsam: ihren Frauenhass.
Der Hass dieser sogenannten Incels ist eine bislang unterschätzte Entwicklung, das zeigen Ergebnisse einer neuen Studie.
Der Begriff „Incel“ steht für „involuntarily celibate“, also unfreiwilig zölibatär.  Gemeint sind junge Männer, die wütend und hasserfüllt über die empfundene Ablehnung durch Frauen sind und die sich zunehmend radikalisieren.
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts haben das Phänomen im Internet in Deutschland, der Schweiz und in den USA näher untersucht und haben herausgefunden, dass sich die frauenfeindlichen Gruppen rasend schnell verändern und dabei radikalisieren.  Mithilfe des von Google entwickelten Maschinenlern-Programms "Perspective" ermittelten sie einen sogenannten „Toxizitätswert“, der einer Stichprobe zufolge hasserfüllter ist als der rechtsextremer Hassgruppen. Besonders erschreckend: Dieser „Toxizitätswert“ steigt laut der Studie weiter an.
Das Prekäre: In Online-Foren tauschen diese Männer ihre frauenfeindlichen Ideologien aus und rufen zu Gewalt gegen Frauen auf. Nach der Amokfahrt in Toronto 2018 geriet die Incel-Bewegung erstmals in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Attentäter war ein bekennender „Incel“.
Auch in den USA ist die Gruppe eine Gefahr: Anfang Januar veröffentlichte das texanische Ministerium für Öffentliche Sicherheit einen Bericht. Darin machen die Behörden sogenannte „Incels“ „als wachsende Inlandsterrorismus-Bedrohung“ aus.
Die Männerbewegung der „Incels“ betrachtet sich oft als Männer zweiter Klasse, die sich von Frauen zurückgewiesen fühlen, die aber überzeugt sind, dass ihnen Sex zusteht.  Ursprünglich geht der Begriff der „Incels“ auf eine kanadische Studentin zurück, die 1997 eine Online-Selbsthilfegruppe für schüchterne Menschen aller sexuellen Orientierungen gegründet hatte. Doch drei Jahre später hatte sich die zu einem Hassforum heterosexueller Männer entwickelt, die den Terminus "Incel" als Selbstbezeichnung übernahmen.

Er soll aus Frauenverachtung gemordet haben – nun muss sich ein 17-Jähriger in Kanada wegen Terrorismus verantworten. Er habe sich von der "Incel"-Bewegung inspirieren lassen.

Rund drei Monate nach dem Mord an einer jungen Frau in Kanada haben Polizei und Staatsanwaltschaft die Beschuldigungen gegen den mutmaßlichen Täter auf Terrorismus ausgeweitet. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass der 17-Jährige mutmaßlich aus frauenfeindlichen Motiven gehandelt und sich von der sogenannten "Incel"-Bewegung habe leiten lassen, teilte die Polizei mit. Der englische Begriff setzt sich aus "involuntary" und "celibate" zusammen und bezeichnet vorwiegend Männer, die unfreiwillig zölibatär leben und Hass auf Frauen sowie auf sexuell aktive Männer entwickeln.

Erste "Incel-Terrorismus"-Anklage in Kanada

Dem Teenager wird vorgeworfen, am 24. Februar in einem Massagesalon in Toronto eine 24-Jährige erstochen und eine weitere Frau sowie einen Mann verletzt zu haben. Es gebe unterschiedliche Formen des Terrorismus, hieß es in einer Polizeimitteilung. In diesem Fall habe es sich um eine ideologisch motivierte Gewalttat gehandelt, inspiriert von einer extremistischen Bewegung. Laut der Zeitung "Toronto Star" ist es die erste Terrorismus-Anklage in Kanada in Verbindung mit "Incel"-Überzeugungen.

DPA
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