Es sollte eine unvergessliche Reise werden für Klaus S. und seine Freundin Bettina T. Vor 34 Jahren beschlossen die beiden 20 Jahre 22-Jahre alten Studenten aus Baden-Württemberg, zusammen mit einem Freund mit einem Interrail-Zugpass die nordischen Länder zu bereisen.
Am 23. Juli 1987 startete das Trio von Stuttgart aus in Richtung Norden mit dem Ziel, bis zum Nordkap zu reisen. Sie reisten über Dänemark nach Schweden, wo sie einige Tage in Stockholm blieben. Schließlich brachen sie am Abend des 27. Juli auf und bestiegen gegen 22 Uhr die Ostsee-Fähre "Viking Sally" in Richtung Turku in Finnland.
Klaus S. und Bettina T. schliefen an Deck der "Viking Sally"
Da sie kein Geld hatten, um sich eine Kabine zu leisten, schlug das Paar sein Lager an Deck des Schiffes unter freiem Himmel auf. Ihr Freund zog sich in den Innenraum zurück. Was dann geschah, ist bis heute nicht vollends geklärt. Ein junger Pfadfinder wurde gegen 3.45 Uhr auf die beiden aufmerksam. Er nahm an, dass sie unter Drogen standen. Denn sie versuchten wiederholt, aufzustehen, indem sie sich an die Wand lehnten, fielen dabei aber immer wieder kraftlos auf das Deck zurück. Schließlich ging er zu den beiden hinüber und bemerkte, dass ihre Gesichter blutverschmiert waren.

Beide waren offenbar Opfer einer brutalen Attacke geworden. Sowohl Klaus S. als auch Bettina T. hatten schwere Kopfverletzungen erlitten. Nach Angaben der Polizei benutzte der Täter einen zur Schiffsausrüstung gehörenden Schlackenhammer. Die Waffe wurde aber nie gefunden, und man ging davon aus, dass der Täter sie über Bord ins Meer geworfen hatte.
Nur Bettina T. überlebte schwer verletzt
Die Verletzten wurden von alarmierten Besatzungsmitgliedern sofort in die Kabine der Schiffsschwester gebracht. Die Krankenschwester erkannte sofort den Ernst der Lage und begann, Erste Hilfe zu leisten, während gleichzeitig ein Rettungshubschrauber angefordert wurde, mit dem das Paar in ein Krankenhaus geflogen wurde. Für Klaus S. kam jedoch jede Hilfe zu spät. Er starb durch harte Schläge auf den Kopf, die zu einem Schädelbruch führten. Ähnliche Verletzungen wies auch Bettina T. auf. Ihr Zustand war kritisch. Sofort wurden vier Kriminalbeamte auf die Fähre geflogen, um den Vorfall zu untersuchen. Jedoch konnten sie den Fall nicht aufklären.
Lange hatte die Polizei keine Spur von dem Täter. Bettina S. überlebte den Angriff, konnte sich aber später nicht mehr daran erinnern. Der Däne, der nun vor Gericht stand, wurde zunächst als Zeuge vernommen und hatte Zeitungen Interviews gegeben. Die Polizei hatte den damals 18-Jährigen nicht unter Verdacht. Nach erfolglosen Ermittlungen in den 80er und 90er Jahren wurde der Fall schließlich zu den Akten gelegt.
Ermittlungen wurden erst 2016 wieder aufgenommen
Erst als die Polizei 2016 neue Hinweise bekam, wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen. Der Däne soll bei einer Vernehmung durch die Polizei 2016 angedeutet haben, hinter dem Angriff gesteckt zu haben. Da er in dem Verhör nicht über seine Rechte aufgeklärt worden war und kein Anwalt zugegen war, erkannte das Gericht die Aussage jedoch nicht als Beweis an.

Am Mittwoch sprach ein Gericht im finnischen Turku den 1969 geborenen Mann frei. Wie der finnische Rundfunk Yle meldete, sah es das Gericht nicht als erwiesen an, dass er hinter der Tat steckte. Im Urteil heißt es: "Es ist nicht nachgewiesen, dass der Angeklagte die einzige Person war, die Gelegenheit und Möglichkeit hatte, die fraglichen Straftaten zu begehen." Er habe sich nicht des Verbrechens schuldig bekannt und seine Schuld sei auch nicht durch Geständnisse belegt. Somit bleibt der brutale Angriff auf das deutsches Pärchen vor 34 Jahren ungelöst.

Die "Viking Sally" erlangte später unter einem anderen Namen traurige Bekanntheit: als "Estonia", also jene Fähre, die 1994 auf dem Weg zwischen Tallinn und Stockholm urplötzlich unterging. Die Katastrophe mit 852 Toten gilt bis heute als schwerstes Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte.
Quellen: DPA, forenseek.app