Crime Story Uferlos

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Rheinufer
Der Rhein liegt nicht weit von der Wohnung der Schusters
Eine Schwangere verschwindet. Zurück bleiben ihre Tochter und ihr Mann. Und die Frage: Wie unbarmherzig kann ein Samariter sein?

Es ist frühmorgens am Samstag, dem 22. August 1998, als Jochen Schuster (Namen von der Redaktion geändert) bei der Polizei in Karlsruhe anruft und seine Ehefrau Beate als vermisst meldet. Zuletzt habe er sie am Freitag gesehen. Da habe sie die gemeinsame Wohnung für einen Termin beim Zahnarzt verlassen. Weder sei sie dort erschienen, noch habe er seither von ihr gehört.

Was den Polizisten am Telefon sofort alarmiert, ist nicht das Verschwinden der Frau – dass Ehepartner für ein paar Tage weggehen, ohne zu sagen, wohin, kommt häufiger vor, fast immer kehren sie zurück oder melden sich zumindest. Es ist die Tatsache, dass die Verschwundene nicht nur Mutter einer zweijährigen Tochter ist, sondern auch hochschwanger. Sie ist in der 37. Woche, bald soll ihr zweites Kind zur Welt kommen. Die Familie wohnt keine 15 Kilometer von Karlsruhe entfernt, im zweiten Stock eines Hauses am Rande einer Wohnsiedlung. Vom Nordbalkon aus blickt man auf Äcker und Wiesen, ein Wäldchen. Nicht weit von hier fließt der Rhein.

Erschienen in Crime 32/2020