Die spanische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen bei dem verstaatlichten Geldinstitut Bankia aufgenommen. Die Untersuchung werde von der Anti-Korruptions-Einheit geleitet, teilten die Ermittler mit. Die Umstände des Börsengangs der Bank 2011 und der Verstaatlichung im vergangenen Monat sorgen in der spanischen Öffentlichkeit zunehmend für Empörung. Viele Kleinanleger haben einen Großteil ihres Geld verloren und machen dafür den Staat und das frühere Bankia-Management verantwortlich.
Spanien hat bereits 4,5 Milliarden Euro in das viertgrößte Geldhaus des Landes gepumpt, das unter der Last fauler Immobilienkredite zusammenzubrechen droht. Bankia hat zudem erst jüngst die Regierung in Madrid um weitere 19 Milliarden Euro an Finanzhilfen gebeten. Bankia ist Teil der Bankenkrise in Spanien, die auf die geplatzte Immobilienblase zurückzuführen ist und das Land finanziell zu überfordern droht.
Börsengang in Krisenzeiten
Bankia war 2011 aus einer Fusion von sieben Sparkassen (Cajas) hervorgegangen, die durch das Platzen der Immobilienblase ins Schlingern geraten waren. Mitte Juli 2011 gab Bankia inmitten der Euro-Schuldenkrise ihr Börsendebüt. Das war als wichtiger Schritt zur Reform des spanischen Bankensektors gefeiert worden, den die spanische Regierung angeschoben hatte. Damals hatte es in Kreisen geheißen, politischer Druck habe Bankia zu dem Börsengang gezwungen. Mit einer umfangreichen Werbekampagne konnte Bankia vor allem spanische Privatinvestoren zum Kauf von Aktien überzeugen, während das Interesse ausländischer Anleger gering war. Die Papiere wurden damals für 3,75 Euro ausgegeben, aktuell werden sie noch für rund einen Euro gehandelt.
Der Börsengang hatte Bankia damals 3,1 Milliarden Euro eingebracht. Das Geld war dringend zur Aufbesserung des Kapitalstocks benötigt worden. Mit der Stärkung der Kapitalreserven seiner Banken wollte Spanien das Finanzsystem stabilisieren und das Vertrauen der Investoren bewahren. Damit wollte das Land verhindern, unter den Rettungsschirm von EU und IWF schlüpfen zu müssen - ein Schritt, über den an den Finanzmärkten aktuell angesichts der hohen Verschuldung und der schwachen Wirtschaftslage des Landes wieder diskutiert wird.