Der Ausbruch hatte einen Großeinsatz der belgischen Polizei ausgelöst: Am Abend des 19. Dezembers 2019 war es fünf Männern aus dem Gefängnis der Stadt Turnhout nahe der niederländischen Grenze gelungen, eine etwa sechs Meter hohe Mauer zu überwinden, eine 10.000 Volt-Stromleitung zu kappen und in einem in einer Nebenstraße wartenden Auto zu fliehen.
Drei der Häftlinge wurden bereits wenige Stunden später in der Nachbarschaft des Gefängnisses wieder gefasst, ein vierter ging den Fahndern nach zwei Wochen in den Niederlanden ins Netz. Vom fünften Mann, Oualid Sekkaki, fehlte seither jede Spur.
Postkarte an die Gefängnisdirektoren
Doch nun hat Sekkaki sich offenbar bei seinen ehemaligen Aufpassern gemeldet. Im Gefängnis von Turnhout sei ein Brief eingegangen, von dem angenommen werde, dass der 26-Jährige ihn geschickt habe, berichtete die belgische Zeitung "Brussels Times" unter Berufung auf einen Gefängniswärter. Der mit einer thailändischen Briefmarke frankierte Umschlag sei an die drei Direktoren der Strafvollzugsanstalt adressiert gewesen. Der Inhalt: Sekkakis Häftlingsabzeichen und eine Postkarte mit dem Satz: "Grüße aus Thailand".
Die Gefängnisleitung habe nach Erhalt des Briefes sofort die Polizei informiert, schreibt die Zeitung weiter. Diese ermittle nun in der Sache.

Oualid Sekkaki war dem Blatt zufolge wegen einer bewaffneten Auseinandersetzung im Jahr 2017 inhaftiert worden, bei der einem 28-jährigen Mann ins Knie geschossen wurde. Zuvor sei er bereits wegen versuchten Hausfriedensbruchs und der Einfuhr und des Transports von 25.000 Ecstasy-Pillen verurteilt worden. Sekkaki ist der Bruder des belgischen "Ausbrecherkönigs" Ashraf Sekkaki. Dieser war 2003 ebenfalls aus Turnhout geflohen und 2009 mithilfe eines entführten Hubschraubers aus einer Haftanstalt in Brügge entkommen. Nach Angaben der belgischen Nachrichtenseite "Vrt News" vom Dezember sitzt Ashraf Sekkaki derzeit in einem marokkanischen Gefängnis.