Crowdfunding-Kampagne Frau sammelt 400.000 Dollar für einen Obdachlosen, steckt das Geld in die eigene Tasche – und muss jetzt in Haft

Spendenbetrüger
Mit diesem Foto ging das Trio auf Spendenfang: Johnny Bobbitt Jr. (l.), Katelyn McClure (r.) und ihr Freund Mark D'Amico stehen an der Tankstelle, wo der Obdachlose angeblich das Benzin für die junge Frau kaufte.
© Elizabeth Robertson/The Philadelphia Inquirer / DPA
Katelyn McClure und ihr Freund hatten vor mehr als vier Jahren 400.000 US-Dollar Spenden für einen Obdachlosen gesammelt – mit einer rührenden Geschichte. Doch das war ein großer Betrug. Nun muss sie ins Gefängnis.

Ende 2017 ging die Geschichte von Katelyn McClure, ihrem damaligen Freund Mark D'Amico und dem Obdachlosen Johnny Bobbitt aus Philadelphia um die Welt. In aller Kürze: McClure war damals mit ihrem Auto nachts liegengeblieben, Bobbitt hatte ihr von seinen letzten 20 US-Dollar Sprit gekauft. Die junge Frau revanchierte sich mit einer Online-Spendenaktion, sie und ihr Freund sammelten mehr als 400.000 Dollar für den Obdachlosen.

Ein Jahr später, 2018, tauchten McClure, D'Amicao und Bobbitt erneut in den Schlagzeilen auf. Die ganze Aktion hatte sich als Betrug entpuppt: Das Trio hatte sich die gesamte Geschichte ausgedacht, um an das Geld gutgläubiger Spender zu kommen. Sie wurden wegen Verabredung zu einem Verbrechen und Betrugs angeklagt. Ein Gericht verurteilte McClure nun zu einem Jahr Gefängnis. Sie hatte die Tat gestanden.

Ein hilfreicher Obdachloser und ein dankbares Paar – alles nur erfunden

Im Zuge der Ermittlungen kam die wahre Hintergrundgeschichte ans Licht: "In Wirklichkeit ist McClure niemals liegengeblieben und Bobbitt hat nie seine letzten 20 Dollar für sie ausgegeben", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die heute 32-Jährige und ihr damaliger Freund hätten sich die Story ausgedacht und die Spendenkampagne aufgesetzt.

Der Betrug flog auf, als Bobbitt sich benachteiligt fühlte und das Paar verklagte – er war mit seiner Beteiligung von 25.000 US-Dollar unzufrieden.

Immerhin: Bobbitt lebte wirklich auf der Straße, McClure und D'Amico hatten ihn etwa einen Monat vor dem Start der Crowdfunding-Kampagne zufällig kennengelernt. An eine Bekannte schrieb McClure: "Okay, der Teil mit dem Benzin ist komplett erfunden, aber der Typ ist echt. Ich musste mir etwas ausdenken, damit die Leute Mitleid haben."

Das Geld ging für Autos und Luxusklamotten drauf

Mehr als 14.000 Spender hatten sich finanziell beteiligt. Von den insgesamt mehr als 400.000 Dollar blieben nach Abzug der Gebühren immerhin noch 367.000 Dollar übrig. Einen Großteil des Geldes soll das Trio für ein teures Auto, Glücksspiel, Designer-Schuhe und einen Helikopterflug ausgegeben haben.

Die Komplizen von Katelyn McClure wurden bereits verurteilt. Der Obdachlose Johnny Bobbitt bekam fünf Jahre auf Bewährung und wurde in den Drogenentzug geschickt. Ihr Ex-Freund Mark D'Amico gilt als Drahtzieher des Betrugs: Er wurde im April zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. 

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Er und McClure müssen außerdem das Geld an die Crowdfunding-Plattform sowie die Spender zurückzahlen.

epp

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