Baden-Württemberg Teurer Eintritt, eine leere Bühne und Ermittlungen der Polizei: Hunderte Musikfans fallen auf Fake-Konzert rein

Die für das Fake-Konzert angemietete Location in Ilsfeld-Auenstein wird vor allem für Hochzeitsfeiern genutzt
Leere Bühne in einer Veranstaltungshalle in Bochum. Die für das Fake-Konzert angemietete Location in Ilsfeld-Auenstein wird vor allem für Hochzeitsfeiern genutzt.
© Biky / Imago Images
Hunderte Musikfans sind in Baden-Württemberg offenbar einem Betrüger aufgesessen. Sie zahlten viel Geld für ein Konzert am ersten Weihnachtsfeiertag, das es gar nicht gab. Nun ermittelt die Polizei.

Bis zu 170 Euro sollen Hunderte Menschen in Ilsfeld-Auenstein (Landkreis Heilbronn) bezahlt haben – Eintritt für ein Konzert, das es nicht gegeben hat und das offenbar auch nie stattfinden sollte. Inzwischen ermittelt die Polizei gegen den angeblichen Konzertveranstalter.

Die Masche des verdächtigen 25-Jährigen und möglicher Komplizinnen oder Komplizen wirkt ausgeklügelt und dreist. Den Ermittlungen zufolge hatte der Mann den Auftritt des arabischen Musikers Wadih E. in einer Veranstaltungshalle in der Gemeinde südöstlich von Heilbronn im Internet beworben, unter anderem bei Facebook und Instagram. Die vermeintlichen Eintrittskarten für das Konzert verkaufte er ebenfalls online an Musikfans aus ganz Deutschland.

Enttäuschte Musikfans in Ilsfeld-Auenstein

Und sie kamen nach Baden-Württemberg: Rund 300 Konzertbesucherinnen und -besucher tauchten am ersten Weihnachtsfeiertag an der Location auf; an der Abendkasse soll der angebliche Konzertveranstalter sogar noch Eintrittskarten verkauft haben.

Als der Auftritt am Abend beginnen sollte, passierte auf der Bühne: nichts. Und den ersten dämmerte, dass sie offensichtlich einem Betrüger aufgesessen sind. Doch: "Als die Musikfans realisierten, dass an diesem Abend kein Konzert stattfinden wird, war der 25-Jährige bereits nicht mehr vor Ort", so die Polizei.

Großes Pech für die Besucherinnen und Besucher, ein noch größeres für den Vermieter der Veranstaltungshalle. Er erzählte dem Südwestrundfunk (SWR) anonym, dass das Konzert als Hochzeit angemeldet worden sei. Solche Feiern finden in der Location häufiger statt.

Polizei ermittelt nach Fake-Konzert wegen Betruges

Am Veranstaltungstag habe der 25-Jährige den Saal sogar noch wie für eine Hochzeit eingedeckt. "Stutzig sei der Hallenbetreiber geworden, als die angeblichen Hochzeitsgäste am 25. Dezember beim Einlass ihre Handys vorzeigten. Außerdem sei professionelle Security vor Ort gewesen", heißt es in dem SWR-Bericht. "Als der Hallenbetreiber den Organisator aufforderte, die Hallenmiete zu begleichen, sei dieser verschwunden und nicht mehr aufgetaucht." Auch der Sicherheitsdienst habe sich aus dem Staub gemacht. Die verärgerten Gäste sollen anschließend in ihrer Wut Mikrofone und Deko geklaut haben. Der Schaden für den Hallenbetreiber soll insgesamt 3000 bis 5000 Euro plus Verdienstausfall betragen. Wie viel der Betrüger insgesamt von seinen Opfern kassiert hat, steht noch nicht abschließend fest.

Die Polizei prüft nun, ob das Fake-Konzert in Ilsfeld-Auenstein Teil einer Serie von vergleichbaren Straftaten im Bundesgebiet ist, sagte ein Sprecher am Mittwoch auf stern-Anfrage. Die Ermittlungen laufen unter anderem wegen des Verdachts des Betruges. Ob die dreiste Masche für den oder die Täter letztlich aufgeht, scheint fraglich: "Wir wissen, nach wem wir suchen müssen", so der Beamte.

Noch nicht alle Opfer sind der Polizei bekannt. Wer dem Betrüger ebenfalls aufgesessen ist, wird gebeten, sich online bei den Ermittlerinnen und Ermittlern oder telefonisch unter der Nummer (07062) 915550 bei der Polizei Ilsfeld zu melden.

Quellen: Polizeipräsidium Heilbronn, Südwestrundfunk, Nachrichtenagentur DPA

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