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Verschwinden von Madeleine McCann Wird es jetzt eng für Christian B.? Staatsanwaltschaft spricht im Fall "Maddie" von "neuen Beweisen"

Madeleine "Maddie" McCann und Christian B.
Die seit 2007 vermisste Madeleine "Maddie" McCann und der von der Staatsanwaltschaft Braunschweig verdächtigte Christian B.
© Bundeskriminalamt, Shutterstock / Rex
"Wir haben einige neue Fakten gefunden" – im Fall Madeleine "Maddie" McCann glaubt die Staatsanwaltschaft Braunschweig mehr denn je, dass der Verdächtige Christian B. für das Verschwinden des Mädchens verantwortlich ist. Doch die Ermittler bremsen Hoffnungen auf eine schnelle Anklageerhebung.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat nach eigenen Angaben neue Beweise, die die Schuld des Verdächtigen Christian B. am Verschwinden der damals dreijährigen Madeleine McCann vor 15 Jahren belegen sollen. 

"Die Ermittlungen laufen und wir haben einige neue Fakten gefunden, einige neue Beweise", sagte der zuständige Staatsanwalt Hans Christian Wolters laut Nachrichtenagentur AFP am Dienstagabend in einem Interview mit portugiesischen Fernsehsender CM-TV. Details nannte der Ermittler nicht.

Zu Berichten britischer Medien, wonach im Kleinbus des 45-jährigen Deutschen Faserspuren vom Schlafanzug des Mädchens aus der Nacht des Verschwindens gefunden worden seien, wollte Wolters sich nicht äußern. Auf stern-Nachfrage bestätigte der Staatsanwalt dann aber, dass keine forensischen Beweise, also damit auch keine Spuren des Mädchens, im Fahrzeug gefunden wurden.

Volkswagen-T3-Campingbu
Mit einem Volkswagen-T3-Campingbus war Christian B. laut Bundeskriminalamt im Zeitraum des Verschwindens von Madeleine McCann an der Algarve unterwegs
© Bundeskriminalamt

Wolters zeigte sich in dem auf Englisch geführten TV-Interview von der Schuld Christian B.s überzeugt: "Wir sind sicher, dass er der Mörder von Madeleine McCann ist." Er ergänzte: "Christian B. hat kein Alibi."

Was hat Christian B. mit dem Verschwinden von "Maddie" zu tun?

Die deutschen Ermittler waren vor knapp zwei Jahren an die Öffentlichkeit gegangen, um über ihre Mordermittlungen gegen Christian B. zu informieren. Wolters hatte seinerzeit gesagt, es gebe "Sachbeweise" dafür, dass das Mädchen tot ist. Nach Erkenntnissen der Ermittler lebte der Verdächtige zum Zeitpunkt des Verschwindens von Madeleine an der portugiesischen Algarve, mehrere Zeugen belasteten ihn. Das Kind war 2007 spurlos aus dem dortigen Ferienappartement ihrer Eltern verschwunden. Weltweite Fahndungsaktionen waren ohne Erfolg geblieben.

Christian B. ist wegen Kindesmissbrauchs und anderer Delikte vorbestraft. Zurzeit sitzt er im niedersächsischen Oldenburg eine siebenjährige Gefängnisstrafe wegen der Vergewaltigung einer 72-Jährigen in Portugal ab. Inzwischen beschuldigt ihn auch die Staatsanwaltschaft in dem südeuropäischen Land offiziell des Mordes – angeblich um ein dort mögliche Verjährung zu verhindern. Doch: "Die Tatsache, dass Christian B. in Portugal als Verdächtiger geführt wird, zeigt, dass wir nicht auf dem falschen Weg sind", sagte Staatsanwalt Wolters in dem Fernsehinterview zu den jüngsten Entwicklungen.

Maddie oder Madeleine?

Das Verschwinden von Madeleine McCann geht seit 2007 als "Fall Maddie" um die Welt. Die Eltern des kleinen Mädchens selbst nannten und nennen ihre Tochter allerdings stets beim vollen Namen. Die Abkürzung "Maddie" benutzten zuerst britische Boulevardmedien. Der stern hat sich entschlossen, Madeleine so zu nennen, wie die Eltern es tun. Vor allem dann, wenn es in Texten um das Mädchen im Speziellen geht. Für viele Menschen ist der "Fall Maddie" allerdings ein fester Name geworden, das zeigen nicht zuletzt Google-Statistiken. Der stern  wird es in Ausnahmesituationen, vor allem dann, wenn es um den Fall, also die gesamte Geschichte geht, in Überschriften oder Textpassagen weiter die Bezeichnung "Fall Maddie" geben.

Ob und wann gegen Christian B. Anklage erhoben wird, ist noch offen. "Die Ermittlungen werden noch geraume Zeit in Anspruch nehmen", sagte Wolters kürzlich im Norddeutschen Rundfunk. Demnach wird  noch wegen des Verdachts weiterer Straftaten gegen den Verdächtigen ermittelt. 

B.s Verteidigung betonte in der Vergangenheit mehrfach, dass sich ihr Mandant nicht zu den Vorwürfen im Fall Madeleine McCann geäußert habe, auch Akteneinsicht habe es bislang nicht gegeben. Bis zu einer möglichen Verurteilung gilt B. weiterhin als unschuldig am mutmaßlichen Tod des Mädchens.

Die Ermittlungsbehörden sind weiterhin auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen, um das Verschwinden von Madeleine aufklären zu können. Auf der Homepage des Bundeskriminalamtes erhalten Sie weitere Informationen zu dem Fall und können die Fragen der Ermittlungsbehörden lesen – unter anderem zu einer wichtigen Handynummer.

Warum zeigt der stern das Bild von Christian B. verpixelt?

Der Pressekodex und die journalistische Sorgfaltsplicht erlauben eine Veröffentlichung von Fotos oder vollem Namen von Tatverdächtigen nur unter bestimmten Umständen. Im Fall von Christian B. liegen diese nach Auffassung der stern-Redaktion nicht vor: Es gibt bisher keinen eindeutigen Beweis oder gar ein Urteil, dass B. der Mörder von Madeleine ist. Der Verdächtige befindet sich zurzeit wegen eines anderen Deliktes in Haft und damit auf dem Weg der Resozialisierung – diesem Ziel widerspräche eine Veröffentlichung des unverpixelten Fotos, wenn sich der Tatverdacht gegen den 45-Jährigen nicht erhärten sollte.

Quellen: "Daily Mail", Norddeutscher Rundfunk, Bundeskriminalamt, Nachrichtenagentur AFP

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