Die europäische Polizeibehörde Europol setzt beim Kampf gegen sexualisierte Gewalttaten gegen Kinder wieder einmal auf die Schwarmintelligenz, also auf das Wissen der Internetnutzerinnen und -nutzer weltweit.
"Trace an object" ("Spüre ein Objekt auf") heißt die Aktion der Ermittelnden, die seit 2017 läuft und immer wieder neu aufgelegt wird.
Europol gegen sexualisierte Gewalt an Kindern
Das Prinzip ist so simpel wie erfolgreich: Bei ihrer Arbeit müssen sich die Polizistinnen und Polizisten durch unzählige Bilder und Videos wühlen – mit furchtbarem Inhalt. Sie zeigen sexualisierte Gewalt gegen Kinder, auch in ihrer schlimmsten Ausprägung. Ein Problem: Häufig sind nur die Opfer der Taten zu sehen. Um sie und andere Kinder zu schützen und die meist männlichen Täter zu überführen, benötigt Europol mehr Angaben zu den Aufnahmen. Wann wurde ein Video aufgenommen? Wo ist ein Foto entstanden?
Hier kommen die Milliarden Internetnutzerinnen und -nutzer ins Spiel. Die Beamtinnen und Beamten hoffen, dass irgendjemand irgendein Detail aus den teils niedrig aufgelösten Aufnahmen wiedererkennt: In welchem Laden wurde ein bestimmtes T-Shirt verkauft? Aus welchem Land stammt ein Produkt? Wo ist ein Hotelzimmer? "Die unscheinbarsten Hinweise können manchmal helfen, einen Fall zu knacken", so die Polizeibehörde.
Jetzt hat Europol 14 weitere Bilder (klicken Sie sich oben durch die Fotostrecke) veröffentlicht und hofft auf Tipps aus der Bevölkerung, die einen neuen Ansatz für Ermittlungen geben. Denn in den betreffenden Fällen wurden bislang schon zahlreiche Spuren verfolgt – ohne Erfolg. "Je mehr Menschen die Bilder zu Gesicht bekommen, desto mehr kann letztendlich dazu beigetragen werden, Kinder zu schützen", gibt sich die internationale Behörde mit Sitz in Den Haag überzeugt.
Durch vorangegangene "Trace an object"-Aktionen waren bereits Zehntausende Hinweise eingegangen, unter anderem berichtete Europol über die Identifizierung zweier Opfer aus Russland – ihnen konnte so geholfen werden und die Ermittlungen gegen die Täter erhielten einen neuen Schub.

2019 schaffte es ein Finne, in einem Fall von sexualisierter Gewalt an Kindern am anderen Ende der Welt, in China, vom heimischen Schreibtisch aus entscheidende Hinweise zu liefern. Lesen Sie hier im stern, wie es ihm gelang.
Doch trotz aller Erfolge: Die bisher veröffentlichten Bilder stellen nur einen Bruchteil der Asservate von Europol dar. Dort lagert noch die schier unfassbare Menge von mehr als 40 Millionen weiterer Aufnahmen, die im Zusammenhang mit sexualisierten Gewalttaten gegen Kinder entstanden sind.
Wenn Sie Angaben zu den Bildern machen können, wenden Sie sich an eine Polizeidienststelle in Deutschland oder kontaktieren Sie Europol direkt über das Kontaktformular. Von dort werden die Hinweise an die zuständigen Behörden weitergeleitet.
Der stern berichtete auch über die vergangenen "Trace an object"-Aktionen. Sehen Sie sich die Bilder hier an: Juni 2017, März 2019, Juli 2019, März 2020.
Quellen: Europol (1), Europol (2)