Nach dem Doppelmord an dem 13-jährigen Tobias und der 14-jährigen Nina im niedersächsischen Bodenfelde ist gegen den Tatverdächtigen am Dienstagabend Haftbefehl erlassen worden. Die Staatsanwaltschaft Göttingen hatte den Haftbefehl gegen den 26-Jährigen beantragt, da sich auch am Dienstag noch weitere belastende Beweise gegen den Festgenommenen ergeben hatten. Der Tatverdächtige war in der Nacht zum Dienstag am Bahnhof Bodenfelde festgenommen worden. In der polizeilichen Vernehmung hat der Mann laut Staatsanwaltschaft zunächst die Aussage verweigert. Dennoch erließ das Amtsgericht Northeim am Dienstagabend Haftbefehl gegen den Mann. Einzelheiten zur Begründung nannte die Gerichtssprecherin nicht.
Wie ein Sprecher des Landgerichts Göttingen der Nachrichtenagentur AFP sagte, hatte der Tatverdächtige seinen Wohnsitz zuletzt in Uslar ganz in der Nähe von Bodenfelde. Er stand demnach seit der Entlassung aus einer Entziehungsanstalt Ende 2009 unter so genannter Führungsaufsicht. Ob der Mann wegen Drogen oder Alkohol in der Entziehungsanstalt war, konnte der Sprecher nicht sagen.
Nina von Zuhause weggelaufen
Fest stand am Dienstag, dass der Mord an Nina und Tobias entgegen ersten Annahmen keine Sexualstraftat gewesen ist. Das ergab laut Staatsanwaltschaft das vorläufige Obduktionsergebnis. Weil die Leichen der Jugendlichen teilweise unbekleidet waren, hatten die Ermittler zunächst ein Sexualdelikt nicht ausgeschlossen. Genaueres über den Tatverdächtigen und die Ermittlungsergebnisse wollen Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwochvormittag auf einer Pressekonferenz mitteilen.
Die Leichen des 13-jährigen Tobias und der 14-jährigen Nina waren am Sonntag am Rande von Bodenfelde in einem Waldstück gefunden worden. Nina war schon Anfang vergangener Woche laut Polizei von Zuhause weggelaufen, wurde aber noch bis zum Samstag in Bodenfelde gesehen. Tobias war am Samstagabend verschwunden, nachdem er einen Freund zum Bahnhof gebracht hatte. Die Mutter fand ihn am Sonntag tot im dem Waldstück, wo dann nur wenige Meter entfernt auch die Leiche von Nina entdeckt wurde.
Mitschüler werden psychologisch betreut
Am Dienstagabend wollten die Menschen in Bodenfelde bei einer Andacht der beiden getöteten Jugendlichen gedenken. In der Kirche standen Fotos der beiden Opfer auf dem Taufbecken, auf großen Pin-Wänden im Altarraum hatten bereits Hunderte von Besuchern Zettel mit Botschaften hinterlassen. Als sich im Laufe des Tages die Meldung von der Festnahme eines Tatverdächtigen herumsprach, löste dies bei aller Trauer um Tobias und Nina spürbare Erleichterung aus. Viele Mütter und Väter berichteten, dass sie ihre Kinder nicht mehr allein vor die Tür gelassen und zur Schule gebracht und dort wieder abgeholt hätten. Für den Trauergottesdienst am Abend erlaubte Pfarrer Mark Trebing keine Film- und Fotoaufnahmen: "Es geht um die Schutz der Angehörigen der Opfer", sagte er.
Der Unterricht an der Heinrich-Roth-Gesamtschule in Bodenfelde, die beide Jugendliche besucht hatten, wurde am Dienstag wieder aufgenommen. Die Schüler werden nach Angaben der Schulleitung aber weiterhin psychologisch betreut.