Erleichterung und unendliche Wut - so beschreibt Hera Dietrich die Reaktion der Menschen in Bodenfelde, als sie am Mittwoch hören, dass der gefasste mutmaßliche Mörder von Nina und Tobias ein Geständnis ablegen will. Die blanke Angst vor dem Mörder und die Hilflosigkeit von Vätern und Müttern weiche jetzt dem Wunsch nach einer gerechten Bestrafung, sagt Dietrich, die Mitglied im Kirchenvorstand der niedersächsischen Gemeinde ist.
Die Menschen in dem sonst beschaulichen 3400-Seelen-Ort wünschten sich angesichts des enormen öffentlichen Interesses aber auch, dass wieder mehr Ruhe einkehre. Angehörige, Freunde und auch die meisten Einwohner suchten nach Wegen aus der Erstarrung. Die Trauer über den Verlust von zwei jungen Menschen aus der Gemeinschaft mache die meisten sprachlos, sagt Dietrich.
Der Ort wirkt trostlos. Am Ende des Mühlengrabens, dort wo der Mörder in der vergangenen Woche vermutlich auch mit seinen beiden Opfern entlang ging, brennen auch am Mittwoch Kerzen. Mitschüler haben Kuscheltiere abgelegt. Menschen sieht man kaum.
Ein Stück weiter gehen die Leute im Ort einkaufen. Medienvertreter wehren sie ab. Sprechen will keiner über das Unfassbare. Im Bäckerladen, beim Friseur und auch im Einkaufsmarkt frage man sich nach dem Motiv für die Tat, sagt Dietrich.
Und immer wieder tauche die Frage nach dem "Warum" auf. Eine Antwort darauf haben auch die Geistlichen am Dienstagabend während des Trauergottesdienstes mit 650 Besuchern in der Christus-Kirche nicht gefunden. Pastor Burkhard Stimpel sprach vom Licht der Hoffnung. Reinhard Papesch vom Kirchenvorstand hielt Fürbitten.
In der Kirche lächeln die 14-jährige Nina und der 15 Jahre alte Tobias von aufgestellten Bildern. Auf den Steinen vor der Trauerstelle für die Getöteten flackern die Lichter unzähliger Kerzen. Auf kleine Zettel haben Mitschüler und Freunde letzte Nachrichten geschrieben.
Am Samstag soll das erste der beiden Opfer auf dem Friedhof in Bodenfelde beigesetzt werden. Er ist nur wenige Meter vom Tatort entfernt.