Justiz-Fehler in den USA 39 Jahre unschuldig im Gefängnis - der schwere Irrtum im Fall Craig Coley

Craig Richard Coley
Craig Richard Coley saß ein halbes Leben lang unschuldig im Gefängnis
© Srennshot Fox40/Facebook
Der Mord an einer jungen Mutter und ihrem kleinen Sohn schockierte Ende der 70er Jahre eine Gemeinde in Kalifornien. Die Polizei verhaftete schnell einen Verdächtigen - doch es war der Falsche.

Es war ein besonders grausames Verbrechen, das sich im November 1978 in einem kleinen Apartment in Simi Valley nördlich von Los Angeles zutrug. Der Täter vergewaltigte die 24-jährige Rhonda Wicht und strangulierte sie mit einer Macramee-Schnurr, danach erstickte er ihren vierjährigen Sohn Donald in seinem Bett. Vermutlich, weil der Junge ihn hätte identifizieren können. Noch am selben Tag verhaftete die Polizei Craig Richard Coley, der bis vor kurzem der Freund von Rhonda Wicht war.

Im darauffolgenden Prozess kamen die Geschworenen zu keinem eindeutigem Urteil. Zehn stimmten für schuldig, zwei für nicht schuldig. Coley hatte stets seine Unschuld beteuert. In einem zweiten Verfahren wurde er schließlich zu lebenslänglich verurteilt.

DNA-Test bringt in Kalifornien Wahrheit ans Licht

Mehrere Versuche, das Urteil anzufechten, schlugen fehl. Schließlich stellte Coley ein Gnadengesuch, das der Polizeichef von Simi Valley und der Bezirksstaatsanwalt unterstützten. Sie hatten erhebliche Zweifel an der Schuld des angeblichen Mörders. Vor zwei Jahren ordnete der Gouverneur von Kalifornien schließlich eine erneute Untersuchung des Falls an - und die Zweifel bestätigten sich jetzt. Es stellte sich heraus, dass sich auf einem zentralen Beweisstück keine DNA-Spuren Coleys befanden. Vor knapp 40 Jahren verfügten die Ermittler noch nicht über die Mittel, einen genetischen Fingerabdruck festzustellen. 

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Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, begnadigte Coley umgehend. Der 70-Jährige verließ am Mittwoch das Gefängnis. "Die Würde, mit der Herr Coley seine lange und ungerechte Inhaftierung ertragen hat, ist außergewöhnlich", heißt es im Begnadigungsschreiben des Gouverneurs.

Die Ermittler äußerten zudem den Verdacht, dass Coley offensichtlich von dem Beamten, der damals für den Fall zuständig war, hereingelegt worden war. Jetzt gibt es nur noch eines zu tun: den wahren Mörder finden.

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