26. November 1983 Legendärer Raub in London: Als ein paar Gangster zufällig tonnenweise Gold erbeuteten

Ein weißer Transporter auf eine Schwarzweiß-Foto, im Vordergrund ist ein englischer Polizist zu sehen
Nach dem Raub in London-Heathrow wurden mehrere Männer festgenommen. Das historische Foto zeigt einen Gefangenentransporter, in dem drei der Täter sitzen
© Sport and General / Picture Alliance
Ein November-Samstag im Jahr 1983: Sechs Männer überfallen eine Lagerhalle am Flughafen London-Heathrow. Was sie selbst nicht ahnen: Es soll der größte Raub in der Geschichte Großbritanniens werden.

Es geschah heute vor genau 38 Jahren, am 26. November 1983: In Großbritannien ist dieses Verbrechen als "Brinks Mat Robbery" in die Geschichte eingegangen. Bis heute gilt der Überfall auf die Lagerhalle einer Sicherheitsfirma am Flughafen London-Heathrow als der größte Raubzug in der britischen Kriminalgeschichte.

Die sechs Männer jedoch, die sich am frühen Morgen jenes Samstags auf den Weg machten, um ein Depot des Security-Unternehmens Brinks Mat zu überfallen, ahnten nicht, womit sie das Flughafengelände wieder verlassen würden: mit Tonnenweise Gold.

Zwar hatten sie mit einer fetten Beute gerechnet – mit etwa einer Million Pfund, die sich im Safe der Lagerhalle befinden sollte. Von dem Geld hatten sie von ihrem Insider erfahren, einem Wachmann, der zum Team der Sicherheitsfirma gehörte. Doch seine Informationen erwiesen sich als ungenau.

Jener Insider hieß Tony Black. Bei seinen Kollegen aus dem Wachschutz-Team, die nichts von seiner kriminellen Seite wussten, war er dafür bekannt,  gern mal zu spät zur Schicht aufzutauchen. So auch am 26. November 1983. Einer seiner Kollegen erinnerte sich später, dass Black einen leicht kränklichen Eindruck machte, als er an jenem Samstag zur Arbeit erschien und gleich wieder verschwand. Er wollte auf die Toilette – so sagte er es zumindest seinen Kollegen.

Ein Schwarzweißfoto zeigt eine dunkle Lagerhalle und einen weißen Transporter
Diese Lagerhalle des Sicherheitsunternehmens Brinks Mat wurde am 26. November 1983 überfallen. In dem Gebäude lagerten dreieinhalb Tonnen Gold
© PA / Picture Alliance

26. November 1983: Ein Wachmann lässt die Räuber in die Lagerhalle in London-Heathrow

Doch anstatt zur Toilette zu gehen, schloss er der Räuberbande auf, die vor dem Tor gewartet hatte. Dann ging er rasch zurück zu seinen Kollegen – und soll sich sogar noch eine Zigarette gedreht haben, wie aus den Berichten hervorgeht, die die Ereignisse in Heathrow von damals rekonstruieren.

Zum Rauchen kam Tony Black wohl nicht – denn die Räuber stürmten maskiert und mit Pistolen und Gewehren bewaffnet den Raum, wo sich die Sicherheitscrew befand, stülpten ihnen Säcke über die Köpfe, fesselten sie und übergossen sie mit Benzin. Sollten sie nicht kooperieren, würden sie die Wachleute anzünden, drohten die Gangster. Dabei soll einer der Verbrecher mit einer Streichholzschachtel herumgefuchtelt haben. Die Wachleute bekamen Panik, der Gestank von Benzin verstärkte ihre Angst.

Tresorraum bei Brinks Mat in Heathrow war mit Codes gesichert

Jetzt kam der schwierigste Teil des Überfalls aus der Sicht der Räuber. Denn das Depot von Brinks Mat galt bis dahin als extrem sicher. Sowohl der Tresorraum als auch die Geldschränke selbst waren nur über Sicherheitscodes zu öffnen. Zwei Wachleute kannten die Zahlenreihen – aber jeder nur jeweils die eine Hälfte der Kombination.

Das wusste die Räuberbande, und Spitzel Tony Black hatte ihnen auch verraten, welche Wachleute den Code kannten. Einer von ihnen tippte mit der Waffe am Hinterkopf auch die richtige Zahlenkombination ein, der andere konnte sich unter dem Stress erst nicht erinnern. Die Codes waren kürzlich geändert worden, und plötzlich wusste er die neuen Zahlen nicht mehr. Panisch tippte er immer wieder falsche Ziffern ein – irgendwann aber doch die richtigen.

Im Tresor war weniger Geld als erhofft  – doch was liegt in den seltsamen Kisten?

Als der Tresorinhalt zum Vorschein kam, war die Räuberbande enttäuscht: Da lag weniger Geld als erwartet, schätzungsweise einige Hunderttausend Pfund. Hinzu kamen Rohdiamanten, die man auf dem Schwarzmarkt vermutlich für gut 100.000 Pfund verkaufen könnte.

Bei den Räubern machte sich schon Enttäuschung breit – als sie ein paar Paletten mit grauen Kisten im Tresorraum erspähten. Und, was darin lag, sollte die größte Beute werden, die jemals in Großbritannien geraubt wurde: Es waren 6800 Barren Gold im Wert von mehr als 26 Millionen Pfund.

Nun ist es allerdings so, dass Gold ganz schön schwer ist. In diesem Fall wog die fette Beute dreieinhalb Tonnen. Eigentlich deutlich zu schwer für den alten Transporter, mit denen die Räuber zu ihrem Coup gefahren waren.

Fluchtauto brach fast unter der Last der Goldbarren zusammen

Die Männer wuchteten das Gold in den Wagen, doch dieser drohte unter der Last zusammenzubrechen. Es gibt Zeugenaussagen von Menschen, die einen Van sehr langsam durch West-London fahren sahen. Vermutlich war es das Fluchtauto der Räuber, ständig in Gefahr, unter der Last des Goldes zusammenzubrechen. Doch die Täter entkamen, obwohl die überfallenen Wachleute inzwischen Alarm ausgelöst hatten.

Ein Schwarzweißfoto zeigt einen Polizisten, der Autofahrer kontrolliert
26. November 1983: Die Polizei kontrolliert auf der Suche nach der Räuberbande und dem Diebesgut Fahrzeuge und Menschen am Flughafen London-Heathrow
© PA/ / Picture Alliance

Das Gewicht des Goldes war nicht das einzige Problem. Allmählich erkannten die Gangster, dass es schwierig sein würde, so viel Edelmetall zu Geld zu machen. Ein Trick war, es einzuschmelzen. Das gelang auch teilweise: Über verschlungene Wege wurden etliche Barren geschmolzen und mit Kupfer gemischt, so dass das Gold unreiner wurde und sich unauffällig verkaufen und zu Schmuck verarbeiten ließ. Eine Menge Gold aus dem Raub soll auf diese Weise in den legalen Markt gelangt sein. Vermischt mit Kupfer erregte es kaum Verdacht.

Bis heute erzählt man sich in Großbritannien, dass jeder, der nach 1983 irgendwo im Land Gold oder Goldschmuck kaufe, wohl auch einen Teil aus der Beute des "Jahrhundert-Verbrechens" erwarb.

Nur Bruchteil der Beute wurde bis heute gefunden

Der Großteil der Beute blieb bis heute verschollen. Nach dem Raub wurden mehrere Männer als Räuber oder Drahtzieher gefasst und verurteilt, darunter auch Spitzel Tony Black. Er war schnell in Verdacht geraten, auch, weil er mit der Schwester eines bekannten Berufsverbrechers verheiratet war. In den kommenden Jahrzehnten gab es immer wieder Morde unter Kriminellen, die mit dem Goldraub in Zusammenhang stehen sollen. Offenbar gab es Streit um die Verteilung der Beute.

Vier Männer der Sechser-Räuberbande, die am 26. November 1983 die Lagerhalle von Brinks Mat überfiel, bleiben jedoch unerkannt. Vielleicht leben sie und ihre Familien noch heute von der Beute, die aus dem größten Goldschatz stammt, der jemals in Großbritannien geraubt wurde.

Polizei spektakulär genarrt – Bankräuber landen filmreifen Coup in Norderstedt
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Sehen Sie im Video: Eine Sparkassenfiliale in Norderstedt wurde Opfer von Bankräubern. Die Diebe gelangten durch eine Nachbarwohnung in den Tresorraum und leeren sämtliche Schließfächer.

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