Der Schüler, der am Montag im US-Bundesstaat Minnesota in einem Indianer-Reservat neun Menschen erschoss und danach sich selbst tötete, trug nach Polizeiangaben eine kugelsichere Weste.
Der 16 Jahre alte Täter habe die Schießerei - die als schwerste in einer US-Schule seit dem Columbine-High-School-Massaker vor sechs Jahren gilt - offenbar geplant, sagten die Ermittler.
Ein Sprecher der Bundespolizei FBI wies Medienspekulationen über das Motiv zurück. Er habe keine Informationen darüber, dass der Schüler im Internet eine Neo-Nazi-Gesinnung gezeigt habe. Die "St. Paul Pioneer Press" hatte zuvor berichtet, dass der Täter sich im Internet als "Todesengel" und "NativeNazi" identifiziert habe. "Ich glaube, ich habe immer eine natürliche Bewunderung für Hitler und seine Ideale gehabt und seinen Mut, sich mit größeren Nationen anzulegen", zitierte die Zeitung eine Äußerung des Jugendlichen in einem von Neo-Nazis besuchten Internet-Forum. In einer der Botschaften erwähnte der Absender vor einem Jahr auch, jemand habe mit einem Blutbad an seiner Schule am 20. April, Hitlers Geburtstag, gedroht, und er selbst werde dafür verantwortlich gemacht, weil er sich als Nazi bekannt habe.
Waffe des Großvaters gestohlen
Der Täter schoss der Polizei zufolge der Oberschule in dem Reservat Red Lake fünf Mitschüler, eine Lehrerin und einen Wachmann. Mindestens zwölf Menschen seien verletzt worden. Zuvor hatte der Täter seinen Großvater und dessen Freundin in deren Haus in dem Reservat der Ojibwa-Indianer getötet. Der Großvater des Schülers hat lange Zeit als Polizist in dem Reservat gearbeitet. Der Schüler hatte nach dem Doppelmord im Haus seines Großvaters dessen Gewehr, Munitionsgürtel und kugelsichere Weste gestohlen. Der Täter war Augenzeugen zufolge mit einem Gewehr und mindestens einer, vermutlich aber zwei Pistolen bewaffnet. Er habe auf die Türen von Klassenräumen gefeuert, hinter denen sich verängstigte Schüler barrikadiert hätten.
Viele Reservatbewohner leben in Armut und haben keine Arbeit. Eine der wenigen Einnahmequellen ist ein kleines Spielcasino. Viele Bewohner verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau von Wildreis und durch Fischfang. "Unsere Gemeinschaft ist durch dieses Ereignis am Boden zerstört", sagte der Vorsitzende des Rates der Red-Lake-Chippewa-Indianer, Floyd Jourdain Jr. Die Tragödie sei "der schwärzeste Tag in der Geschichte unseres Stammes".
Erinnerungen an Columbine und Erfurt
Die Gewalttat weckt Erinnerungen an das Schulmassaker in Columbine im Bundesstaat Colorado, bei dem im April 1999 insgesamt 14 Schüler, darunter die beiden Täter, und eine Lehrkraft getötet wurden. Auch in Minnesota war es bereits zu einer Schießerei an einer Schule gekommen. Im Jahr 2003 erschoss ein Schüler zwei Klassenkameraden. Bei der schwersten Gewalttat an einer deutschen Schule hatte ein Schüler im Jahr 2002 in Erfurt 13 Lehrer, zwei Schüler und einen Polizisten erschossen, bevor er sich selbst tötete.