Missbrauch an Odenwaldschule Rektorin berichtet von grausigen Ritualen

Neue Schreckensmeldungen aus der Odenwaldschule: Offenbar wurden bis weit in die 90er Jahre hinein Schüler Opfer "furchtbarer Misshandlungen" - auch untereinander.

An der Odenwaldschule soll es noch bis weit in die 90er Jahre hinein zu schweren Misshandlungen an Schülern gekommen sein. Der Schulleitung lägen inzwischen Berichte von ehemaligen Schülern vor, die grausige Rituale aus der jüngeren Vergangenheit schildern, berichtet die "Frankfurter Rundschau". "Das sprengt unsere Vorstellungskraft", zitiert die Zeitung Rektorin Margarita Kaufmann.

Die Odenwaldschule im südhessischen Heppenheim zählt zu den bekanntesten Einrichtungen der Reformpädagogik in Deutschland und besteht seit knapp 100 Jahren. Vor etwa vier Wochen waren erstmals Fälle von sexuellem Missbrauch an der Privatschule bekanntgeworden, die jedoch meist Jahrzehnte zurücklagen.

Nun berichtete die Rektorin der Zeitung zufolge, es hätten sich auch Missbrauchsopfer gemeldet, die "furchtbare Misshandlungen von Schülern an Schülern" geschildert hätten. Dazu habe das Versengen und Verbrühen von Genitalien gehört. Kinder hätten Mitschüler als "Sandsack missbraucht" und vor anderen erniedrigt. Ein ehemaliger Schüler habe die Vorfälle mit der filmischen Gewaltorgie "Clockwork Orange" (Uhrwerk Orange) von Stanley Kubrick verglichen.

Lehrer soll untätig danebengestanden haben

Kaufmann sagte laut "Frankfurter Rundschau", dass mehrere Schüler einen Vorfall beschrieben hätten, bei dem ein gefesselter Schüler von Mitschülern mit einer Banane sexuell misshandelt worden sei. Der Lehrer soll untätig dabeigestanden haben. Demselben Lehrer werde auch vorgeworfen, an der Odenwaldschule Jungen und Mädchen missbraucht zu haben. Er war bis 1999 an der Schule. "Ich frage mich, wie das passiert sein kann, ohne dass Lehrer die schrecklichen Schmerzensschreie gehört haben", wird die Schulleiterin zitiert.

Dem Blatt zufolge war das hessische Kultusministerium weitaus früher über den Missbrauch an der Unesco-Modellschule informiert als bislang bekannt. So habe der damalige Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) bereits seit August 1998 von den Vorwürfen gegen den ehemaligen Rektor der Odenwaldschule, Gerold Becker - er wird heute als Haupttäter verdächtigt - gewusst. Trotzdem sei dieser bis November 1999 offiziell Berater des Ministeriums gewesen.

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