Gut ein halbes Jahr nach dem Mord an der kleinen Michelle aus Leipzig hat die Polizei einen Verdächtigen gefasst. Es handele sich um einen 19-jährigen Mann aus der Nachbarschaft, sagte eine Polizeisprecher am Montag und bestätigte Informationen der "Leipziger Volkszeitung". Der mutmaßliche Mörder war am Morgen festgenommen worden.
Ob er die Tat gestanden hat, wollte der Sprecher zunächst nicht sagen. Auch zu den Umständen der Festnahme gab die Polizei zunächst keine Auskunft. Der Sprecher verwies auf eine Pressekonferenz, die für den Nachmittag geplant war. Dort wurden neben der Leipziger Polizeiführung auch Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) und die Rechtsanwältin der Familie erwartet.
Am Montagvormittag hatte die Polizei eine Straße unmittelbar am früheren Wohnort Michelles komplett abgesperrt. Experten der Spurensicherung durchsuchten einen Altbau nur wenige Meter von Michelles Wohnung entfernt.
Michelle war am 18. August vergangenen Jahres auf dem Heimweg nach der Ferienbetreuung in ihrer Schule verschwunden - nur wenige Gehminuten von ihrem Zuhause im Ostteil Leipzigs entfernt. Die Polizei hatte mit einem Großaufgebot an Beamten, Hunden, Pferdestaffeln und einem Hubschrauber nach ihr gesucht, bis drei Tage später ein Spaziergänger die Leiche in einem Ententeich entdeckte.
Monatelang tappte die Polizei bei der Suche nach Michelles Mörder im Dunkeln. Tausende Hinweise wurden ausgewertet und mehr als 1000 Zeugen befragt - erfolglos. Auch DNA-Proben von Anwohnern und die Fahndung nach einem "wichtigen Zeugen" mit einem Phantombild hatten nichts ergeben. Michelles pinkfarbene Jacke und Tasche konnten trotz zahlreicher Aufrufe in den Medien nicht gefunden werden. Wie die Schülerin getötet wurde, hatte die Polizei nie bekanntgegeben. Auch ob die Achtjährige sexuell missbraucht wurde, blieb unklar. Die Polizei hatte offiziell eine Nachrichtensperre verhängt.
Michelles Familie war wenige Wochen nach der schrecklichen Tat aus Leipzig weggezogen. Ihre Mitschüler waren nach dem Verbrechen von Schulpsychologen betreut worden. Inzwischen sei an der Schule wieder "so etwas wie Normalität" eingekehrt, sagte der Sprecher der Leipziger Bildungsagentur, Roman Schulz, am Montag. Noch immer erinnerten aber Blumen und ein Foto in einer Gedenkecke an Michelle.